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1888  "Dreikaiserjahr":Tod  Kaiser  Wilhelms  I.  ;  sein  Sohn  und  Nachfolger,  Friedrich  III.,
               stirbt nach drei Monaten ebenfalls; Thronbesteigung des 29-jährigen Kaisers Wilhelm II.
                     1890 Bismarck sieht sich durch politische Unstimmigkeiten mit dem neuen Kaiser, der nicht
               wie sein Großvater dem Kanzler das Regieren überlassen, sondern selber die Leitlinien der Politik
               festlegen will, veranlaßt, sein Rücktrittsgesuch einzureichen - mit seiner Entlassung am 20. März
               endet die Ära des "Eisernen Kanzlers".
                     1897 das chinesische Kiautschou-Gebiet wird deutsche Kolonie (Pachtvertrag auf 99 Jahre);
               binnen 17 Jahren bauen deutsche Kaufleute, Beamte und Marineoffiziere den Hafen Tsingtau zu
               einer Handelsstadt mit vorbildlicher Infrastruktur aus - 1914 übernehmen die Japaner Tsingtau.
                     seit 1898 auf Betreiben des Kaisers und seines Admirals Alfred von Tirpitz Erlaß einer Reihe
               von  Flottengesetzen  und  Bau  vieler  neuer  Schiffe  zur  Verstärkung  der  Marine,  welche  den
               Überseehandel besser schützen soll - Deutschland tritt als Seemacht in Konkurrenz zum englischen
               Kolonial-Weltreich.
                     1900  das  bis  heute  in  weiten  Teilen  gültige  "Bürgerliche  Gesetz-Buch"  (BGB),  das  erste
               einheitliche Zivilrecht für ganz Deutschland, wird eingeführt.
                     1908  Annexion  der  ehemals  türkisch  Besetzten  Gebiete  Bosnien  und  Herzegowina  durch
               Österreich-Ungarn.
                     1914  (28.  Juni)  Ermordung  des  österreichischen  Thronfolgers  Franz  Ferdinand  und  seiner
               Frau während eines Besuchs in Sarajewo durch einen serbischen Terroristen.
                     1914  "Julikrise":  die  österreichische  Regierung  verlangt  von  Serbien  die  Auslieferung  des
               Attentäters und die Verfolgung seiner Hintermänner in Serbien; die serbische Regierung erfüllt die
               ultimativen  Forderungen  Österreichs  nur  teilweise,  und  nach  einer  Beistandszusage  Kaiser
               Wilhelms II. erfolgt am 28. Juli die Kriegserklärung Wiens an Belgrad.
                     1914  (Juli/August)  eine  aus  dem  Bündnissystem  resultierende  Kettenreaktion  führt  zum
               ersten  Weltkrieg:  Rußland,  auf  serbischer  Seite  stehend,  erklärt  Österreich  den  Krieg,  daraufhin
               mobilisiert das Deutsche Reich gegen Rußland und seinen Verbündeten Frankreich, marschiert in
               Belgien  ein,  womit  auch  für  England  der  Bündnisfall  eintritt;  die  englische  Kriegserklärung  an
               Deutschland erfolgt am 4. August;   Kaiser Wilhelm II. ruft die Deutschen zum Kriege; alle Parteien
               im  Reichstag  einschließlich  der  Sozialdemokratie  stimmen  den  Vorschlägen  der  Regierung  zur
               Finanzierung des bevorstehenden Krieges zu.
                     1914/15 der deutsche Angriff im Westen fährt sich in der Marne-Schlacht und bei Verdun zu
               einem Stellungskrieg gegen die englisch-französischen Truppen fest; im Osten schlägt General Paul
               von Hindenburg bei Tannenberg und in mehreren anderen Schlachten die russischen Armeen.
                     1915  im  Seekrieg  gegen  England  versenkt  ein  deutsches  U-Boot  den  Passagierdampfer
               "Lusitania", wobei auch 120 amerikanische Staatsbürger sterben.
                     1916  (November)  Tod  Kaiser  Franz  Josephs  von  Österreich,  des  ältesten  Monarchen  in
               Europa (Kaiser seit 1848).
                     1916  (Dezember)  Deutschland  und  seine  Verbündeten  unterbreiten  den  Entente-Mächten
               Großbritannien  und  Frankreich  durch  Vermittlung  der  USA  ein  Friedensangebot  ohne  nähere
               Bedingungen, das aber abgelehnt wird.
                     1917 nach einer Phase der Zurückhaltung nimmt die deutsche Marine den U-Boot-Krieg im
               Atlantik  wieder  auf  -  da  immer  wieder  auch  der  englisch-amerikanische  Zivilverkehr  davon
               betroffen ist, treten die USA auf der Seite der Westalliierten in den Krieg gegen Deutschland ein
                     1918 (März) unter dem Druck völliger Erschöpfung und der inneren revolutionären Vorgänge
               seit dem Oktober 1917 zieht Rußland sich durch den "Frieden von Brest-Litowsk" aus dem Krieg
               zurück; Lenin muß große Gebiete in Osteuropa abtreten bzw. in die Unabhängigkeit entlassen.
                     1918 (September)      nach dem Scheitern der "Frühjahrsoffensive" in Frankreich und dem
               Vorrücken  alliierter  Truppen  seit  Juli/August  gesteht  Generalstabschef  Ludendorff  ein,  daß  der
               Krieg für Deutschland nicht mehr zu gewinnen sei.
                     1918 (Oktober) Waffenstillstandsangebot des neuen Reichskanzlers Max von Baden an die
               Alliierten, in dem er sich auf den 14-Punkte-Friedensplan des amerikanischen Präsidenten Wilson
               beruft.
                     1918  (November)  das  Ende  des  Wilhelminischen  Kaiserreichs:  Meuterei  von  Matrosen  in
               Wilhelmshaven und anderen Kriegshäfen; zusammen mit aufständischen Arbeitern werden von den
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