Page 67 - 4211
P. 67
"Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" (Nürnberger Rassegesetz)
verbietet Eheschließungen und sexuellen Verkehr zwischen Juden und Nichtjuden; das
"Reichsbürger-Gesetz" schreibt einen "Arier-Nachweis" für staatliche Bedienstete vor und schließt
die Juden von allen öffentlichen Stellungen und von der deutschen Staatsbürgerschaft aus.
1936 (Februar) bei einer Automobilausstellung verkündet Hitler seinen Willen, einen
"Volkswagen" bauen zu lassen.
1936 (März) Hitler kündigt den Locarno-Vertrag und läßt die Wehrmacht in das seit 1919
entmilitarisierte Rheinland einrücken; Völkerbund und Siegermächte protestieren, wagen es aber
nicht, Sanktionen gegen Deutschland zu verhängen.
1936 (August) die Olympische Spiele in Berlin tragen dem "neuen Deutschland"
internationales Prestige ein.
1936 (November) "Antikommintern-Pakt": deutsch-japanisches Bündnis gegen die
kommunistische Internationale.
1937 (10. Januar) nach München-Salzburg und anderen Teilstrecken wird nun auch der
wichtige Autobahnabschnitt Berlin-Hannover für den Verkehr freigegeben; durch Großprojekte wie
den Autobahnbau und die Wiederaufrüstung ist die Arbeitslosigkeit praktisch auf Null gesunken.
1937 (30. Januar) Hitler will diejenigen Minister, die noch nicht Parteimitglieder sind, in die
NSDAP aufnehmen; Post- und Verkehrsminister Rübenbach bekundet, er habe nicht die Absicht, in
die Partei einzutreten.
1937 (5. Mai) Stapellauf des Kreuzfahrtschiffs "Wilhelm Gustloff", das die Organisation
"Kraft durch Freude" (die Freizeit-Abteilung der Deutschen Arbeitsfront, siehe oben) hat bauen
lassen, um einfachen Arbeitern und Angestellten Schiffsreisen zu ermöglichen.
1937 (18. Mai)Himmler als Polizeichef verbietet per Erlaß, im betrunkenen Zustand Auto zu
fahren; darüberhinaus ist es Parteimitgliedern (aber nur diesen!) verboten, schneller als 100 km/h zu
fahren - damit sollen Benzin und Reifen gespart werden.
1937 (September) Staatsbesuch des italienischen Regierungschefs Mussolini in Deutschland;
seit 1935 bestehen intensivere politische Beziehungen zwischen dem deutschen Diktator und
seinem faschistischen Vorbild; beiden unterstützen 1936 im spanischen Bürgerkrieg den Putsch-
General Francisco Franco, der Spanien bis 1975 diktatorisch regieren wird.
1938 (Januar) unter dem Vorwand einer "unstandesgemäßen" Eheschließung Blombergs
entläßt Hitler seinen Reichswehr-Minister und übernimmt selber das Oberkommando der
Wehrmacht.
1938 (März) Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich: um zu verhindern, daß der
österreichische Kanzler Schuschnigg die Eigenstaatlichkeit des Landes durch eine Volksbefragung
zementiert, richtet sein Innenminister Seyß-Inquart ein Telegramm an Hitler, in dem er um die
Entsendung deutscher Truppen bittet; am 21. März marschieren deutsche Soldaten unter dem Jubel
der Bevölkerung in Österreich ein; Seyß-Inquart bildet eine nationalsozialistische Regierung und
vollzieht den Anschluß an Deutschland; Hitler, selber Österreicher, läßt sich die Wiedervereinigung
der beiden deutschen Staaten nachträglich durch Volksabstimmungen in Österreich und
Deutschland absegnen (über 90% Zustimmung).
1938 (Mai) Gründung des Volkswagen-Automobilwerks in Wolfsburg; DAF-Führer Robert
Ley ruft die Bevölkerung zu einer Sparaktion auf, die es jeder deutschen Familie ermöglichen soll,
einen "KdF-Wagen" (VW-Käfer) zum Preis von 990 Reichsmark zu kaufen.
1938 (September) nach mehreren Treffen Hitlers mit den Ministerpräsidenten Englands und
Frankreichs, Chamberlain und Daladier, und Mussolini kommt es zum "Münchner Abkommen": die
Westalliierten gestehen Hitler zu, im Oktober in die Tschechoslowakei einzumarschieren, um das
überwiegend von Deutschen bewohnte Sudetenland in Besitz zu nehmen.
1938 (1. Oktober) die Wehrmacht rückt in das Sudetenland ein, Hitler wird von Konrad
Henlein, dem Chef der sudetendeutschen Partei, in Eger als "Befreier" begrüßt, nachdem die
deutsche Minderheit im tschechischen Staat jahrelang benachteiligt und drangsaliert worden ist.
1938 (5. Oktober) Ausgabe neuer Pässe an alle Juden, in die auf Begehren der
schweizerischen Regierung ein großes "J" eingestempelt ist, damit Auswanderungswillige an der
Grenze leichter erkannt werden können.
71