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1683  Belagerung und Entsatz von Wien:  eine 200.000 Mann  starke Armee des türkischen
               Sultans  marschiert  durch  das  habsburgische  Ungarn  und  hält  die  Kaiserstadt  zwei  Monate  lang
               eingeschlossen, ohne den Widerstand der Belagerten brechen zu können; Kaiser Leopold I. flieht
               nach Salzburg, doch ein Reichsheer aus lothringischen, sächsischen und bayerischen Truppen unter
               dem persönlichen  Kommando der Herzöge und  eine polnische  Armee unter König Jan Sobieski
               retten das christliche Abendland vor dem weiteren Vordringen des Islam.
                      1685 der Große Kurfürst erläßt das „Edikt von Potsdam“: die vor Mord und Vertreibung aus
               Frankreich  fliehenden  Hugenotten  werden  unter  Zusicherung  von  sicherem  Geleit  und
               Glaubensfreiheit nach Brandenburg eingeladen.
                     1692 nach den  sieben  schon  im Mittelalter  festgelegten  Kurfürstentümern und  Bayern, das
               1623  mit  der  Kurwürde  ausgestattet  worden  war,  erhebt  der  Kaiser  die  als  „Hannover“
               zusammengefaßten Braunschweigischen Herzogtümer zum neunten Kurfürstentum.
                      1697 Herzog August der Starke von Sachsen wird zum König von Polen gekrönt.
                      1700  in  Berlin  wird  die  „Societät  der  Wissenschaften“  gegründet,  eine  Keimzelle  der
               Aufklärung; ihr erster Präsident: der Universalgelehrte und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz
               (1646 – 1716).
                      1701  wird  der  preußische  Teil  der  brandenburgischen  Lande  zum  souveränen  Königtum
               erhoben:  Kurfürst  Friedrich  III.  von  Brandenburg  krönt  sich  mit  kaiserlicher  Zustimmung  selbst
               zum König und nennt sich jetzt Friedrich I. von Preußen.
                      1701  nach  dem  Aussterben  des  habsburgischen  Königshauses  in  Spanien  führen  die
               französische Dynastie Bourbon, angeführt von Ludwig XIV., und die österreichischen Habsburger
               gegeneinander den  „Spanischen Erbfolgekrieg“;  der kaiserliche Reichsfeldmarschall Prinz Eugen
               von  Savoyen,  ein  gebürtiger  Franzose,  führt,  unterstützt  von  englischen  Truppen,  die
               österreichische Armee von Sieg zu Sieg.
                      1713/14 dennoch wird schließlich im „Frieden von Utrecht“ Philipp von Bourbon, der vom
               letzten spanischen Habsburger dazu testamentarisch bestimmt worden war, als König von Spanien
               anerkannt; Österreich geht gestärkt aus dem Machtkampf mit Ludwig XIV. hervor, weil Spanien
               alle italienischen Besitzungen abtreten muß.
                      1713 Kaiser Karl VI. verkündet mit der „Pragmatischen Sanktion“, daß die habsburgischen
               Lande in Zukunft nicht mehr geteilt werden sollen und daß das Erstgeburtsrecht auch für Töchter
               gelte: Maria Theresia wird 1740 regierende Erzherzogin von Österreich.
                      1714 der welfische Kurfürst von Hannover kommt als Georg I. auf den verwaisten englischen
               Thron;  Georg  Friedrich  Händel  reist  ihm  nach  und  wird  zum  berühmtesten  „englischen
               Komponisten“;  Georg  I.  wird  sein  Leben  lang  kein  Englisch  lernen,  dafür  aber  die  bis  heute
               andauernde dynastische Linie des englischen Königshauses begründen.
                      1717  Prinz  Eugen  von  Savoyen  erobert  für  Österreich  Belgrad  von  den  Türken  zurück
               (historischer Kern des populären Volkslieds „Prinz Eugen, der edle Ritter“)
                      1721  Ende  des  „Zweiten  Nordischen  Krieges“,  in  dem  zwischen  Schweden,  Rußland  und
               Preußen zwanzig Jahre um die Vormacht im Ostseeraum gerungen worden ist.
                      seit 1732 nimmt König Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, in Preußen Protestanten
               auf,  die  aus  dem  Reichserzbistum  Salzburg  vertrieben  werden,  um  das  von  einer  Pestepidemie
               entvölkerte Ostpreußen mit ihnen zu besiedeln.
                      1740  bis  1786  unter  Friedrich  II.  dem  Großen  erreicht  die  preußische  Machtstellung  in
               Deutschland und Europa ihren Höhepunkt; dank der  militaristischen Vorliebe  seines Vorgängers
               verfügt Preußen über das modernste Heerwesen Europas, das von Friedrich weiter ausgebaut wird;
               gleichzeitig  macht  Friedrich  Preußen  zu  einem  Hort  aufklärerischer  Bildung  (persönliche
               Freundschaft  mit Voltaire) und religiöser Toleranz; seine anti-habsburgische Politik  beschleunigt
               allerdings den Zerfall des Reiches.
                      1740  sofort  nach  seinem  Regierungsantritt  marschiert  Friedrich  II.  in  das  österreichische
               Schlesien ein und provoziert damit die  lebenslange Feindschaft Maria Theresias (1. Schlesischer
               Krieg).
                      1742    durch  das  ihr  aufgezwungene  militärische  Engagement  in  Schlesien  und  durch
               Zweifel  an  ihrem  Erbfolgerecht  geschwächt,  kann  Maria  Theresia,  die  Tochter  des  verstorbenen
               Kaisers  Karl  VI.  und  Erzherzogin  von  Österreich,  es  nicht  verhindern,  daß  der  wittelsbachische
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