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Nationalsozialisten  durch  ein  massenhaftes  Arbeitsbeschaffungsprogramm  den  Wind  aus  den
               Segeln zu nehmen oder sie zu spalten.
                     1933  (30.  Januar)  Hitlers  "Machtergreifung":  nachdem  Hindenburg  sich  durch  Franz  von
               Papen und andere von der 'Gefährlichkeit' der Pläne Schleichers hat überzeugen lassen, verweigert
               er seinem Kanzler eine erneute Reichstags-Auflösung und entscheidet sich für die scheinbar letzte
               noch  verbliebene  Möglichkeit  einer  stabilen  Regierungsbildung  -  er  beruft  `  Adolf  Hitler  zum
               Reichskanzler;  Hitler  bildet  mit  Franz  von  Papen  als  Vizekanzler  ein  Kabinett  der  "nationalen
               Einigung", dem zunächst außer dem Kanzler selber nur zwei Nationalsozialisten, Hermann Göring
               und Wilhelm Frick, außerdem mehrere Minister von der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP)
               und  Parteilose  angehören;  verabredungsgemäß  löst  der  Reichspräsident  das  Parlament  auf,  um
               einige von Hitler gewünschte Notverordnungen über die Gleichschaltung der Länder mit dem Reich
               zu erlassen und den Weg für Neuwahlen freizumachen.
                     1933  (Februar)  eine  Woche  vor  der  Parlamentswahl  setzt  der  niederländische  Anarchist
               Marinus van der Lubbe das Berliner Reichstagsgebäude in Brand, beschwört damit Befürchtungen
               weiterer kommunistischer Aufstandsversuche herauf und gibt Hitler die Gelegenheit zu Maßregeln
               gegen die Oppositionsparteien.
                     1933  (5.  März)  in  der  letzten  freien  Wahl  bis  1949  erreicht  die  NSDAP  wiederum  keine
               absolute Mehrheit, sondern ist mit ihren 43,9% auf die 8% der Stimmen für die DNVP angewiesen.
                     1933 (20. März) nahe Dachau läßt der SS-Führer und bayerische Polizeichef Himmler das
               erste  "Konzentrationslager"  einrichten,  ein  Freiluftgefängnis,  das  zunächst  hauptsächlich  für  die
               vielen  bereits  verhafteten  und  noch  festzunehmenden  Kommunisten  und  Sozialdemokraten
               bestimmt war.
                     1933 (23. März) der Reichstag verabschiedet geschlossen, mit Ausnahme der 94 anwesenden
               SPD-Abgeordneten, das "Ermächtigungsgesetz", mit dem sich das Parlament selbst entmachtet und
               der Regierung Hitler Gesetzgebungsvollmacht erteilt.
                     seit  Mai  1933  Liquidation  sämtlicher  Parteien  außer  der  NSDAP:  KPD  und  SPD  werden
               verboten, die übrigen lösen sich - teilweise unter Zwang - selbst auf, die Neugründung von Parteien
               wird  als  "hochverräterisch"  verboten;  die  Gewerkschaften  werden  zur  "Deutschen  Arbeitsfront"
               (DAF)  zusammengefaßt  (1934);  der  1.  Mai  wird  als  "Tag  der  nationalen  Arbeit"  gesetzlicher
               Feiertag, womit Hitler eine langjährige Forderung der politischen Linken erfüllt.
                     1933  (Dezember)  die  NSDAP  wird  per  Gesetz  zur  Staatspartei  mit  amtlichen  Funktionen
               erklärt.
                     1934  (Juni/Juli)  der  "Röhm-Putsch":  um  einem  möglicherweise  geplanten  Putsch  des
               sozialrevolutionären  'linken'  Flügels  der  NSDAP  unter  Führung  des  SA-Chefs  Ernst  Röhm
               zuvorzukommen und um die führenden Reichswehr-Generäle hinsichtlich der Gefahr zu beruhigen,
               die  vom  Millionenheer  bewaffneter  SA-Männer  ausgeht,  läßt  Hitler  den  Anführer  Ernst  Röhm,
               mehrere  hundert  weiterer  SA-Mitglieder  sowie  einige  andere  politische  Gegner  verhaften  und
               hinrichten; zu den Opfern gehören auch General von Schleicher und Hitlers Putschkamerad  von
               1923,  der  ehemalige  bayerische  Ministerpräsident  Gustav  von  Kahr;  Reichswehr-Minister  von
               Blomberg  zeigt  sich  befriedigt  darüber,  daß  die  SA  durch  den  Verlust  ihrer  wichtigsten  Führer
               gezähmt ist und keine Rolle mehr spielen wird.
                     1934  (August)  Tod  des  Reichspräsidenten  Paul  von  Hindenburg;  Hitler  übernimmt  das
               Präsidentenamt zusätzlich und läßt sich in seiner Doppelfunktion als "Führer und Reichskanzler"
               titulieren.
                     1935 (Januar) das Saarland, seit dem Versailler Diktat unter französischer Verwaltung, kehrt
               zu Deutschland zurück, nachdem sich in einer Volksabstimmung über 90% der Saarländer dafür
               ausgesprochen haben.
                     1935 (März) Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (gegen das Verbot des Friedensvertrags
               von 1919).
                     1935  (Mai)  das  erste  fertiggestellte  Teilstück  der  seit  den  20er  Jahren  geplanten
               Reichsautobahn wird für den Verkehr eröffnet (Frankfurt - Darmstadt).
                     1935 (Juni) Umbenennung der Reichswehr in "Wehrmacht".
                     1935 (September) auf dem Reichsparteitag wird beschlossen, die schwarz-rot-goldene Flagge
               der Republik durch die kaiserlichen  Farben schwarz-weiß-rot (mit Hakenkreuz)  zu ersetzen; das
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