Page 57 - 4211
P. 57
1522 Luthers deutsche Übersetzung der griechischen Erasmus-Bibel (Neues Testament)
erscheint erstmals im Druck; sie kostet nur den Wochenlohn eines Handwerkers, wird zum
„Bestseller“ (ca. 4000 Exemplare) und bildet die Grundlage für eine allgemeine deutsche
Hochsprache.
1523 bis 1525 Ritteraufstände und Bauernkriege in Deutschland: unter dem Reichsritter
Franz von Sickingen und dem Bauernführer Thomas Münzer finden zum ersten Mal in der
deutschen Geschichte massenhafte Volksaufstände gegen die Fürsten statt, werden aber blutig
niedergeschlagen; etwa 75.000 Bauern fallen, Münzer wird 1525 öffentlich enthauptet.
1525 der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg,
tritt zum Protestantismus über und verwandelt das preußische Ordensland in ein weltliches
Herzogtum.
1526 durch einen Erbschaftsvertrag erwirbt Herzog Ferdinand I. Böhmen und Ungarn für das
Haus Habsburg - es entsteht die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie.
1526 seit dem Reichstag von Speyer ist es jedem Landesfürsten freigestellt, sich für eine der
beiden Hauptkonfession zu entscheiden; das Volk soll der jeweiligen Wahl des Fürsten folgen.
1529 erste Belagerung der Reichshauptstadt Wien durch die Türken.
1546/47 Schmalkaldischer Krieg: Kaiser Karl V. versucht, die protestantischen Reichsstände
zur Rückkehr zum Katholizismus zu zwingen.
1555 der „Augsburger Religionsfriede“ beendet vorläufig die Zeit der Religionskriege und
erkennt die lutherische Glaubenslehre an.
1556 Karl V. dankt ab, zieht sich ins Kloster zurück und übergibt seinem Bruder Ferdinand
den Kaisertitel und Österreich; Karls Sohn Philipp II. erhält Spanien und die Niederlande.
seit 1566 treiben finanzieller und gegenreformatorischer Druck Philipps II. von Spanien,
exekutiert durch den Herzog von Alba, die protestantisch gewordenen Niederländer zu Aufständen
unter Wilhelm von Oranien - Beginn der Abspaltung der Niederlande vom Reich.
1581 Unabhängigkeitserklärung der Niederlande (bis 1648 nicht anerkannt).
1608 zur Abwehr der Gegenreformation schließen sich protestantische Reichsstände unter
Führung des pfälzischen Kurfürsten zur „Union“ zusammen.
1609 als Reaktion auf die Gründung der „Union“ bildet sich die von Herzog Maximilian I.
von Bayern geführte katholische „Liga“ .
1618 „Prager Fenstersturz“: wegen des Verbots einer protestantischen Versammlung durch
den Kaiser werden zwei kaiserliche Statthalter aus einem Fenster des Hradschin in den Burggraben
geworfen; Aufstand der evangelischen böhmischen Stände und Wahl des pfälzischen Kurfürsten
zum König von Böhmen - Auftakt zum 30jährigen Krieg.
1618 bis 1648 „Dreißigjähriger Krieg“: Auseinandersetzung zwischen den evangelischen und
den katholischen Reichsfürsten auf vielen verschiedenen Kriegsschauplätzen, die sich durch das
Eingreifen der Könige von Dänemark, England, Schweden und Frankreich zum europäischen
Machtkampf ausweitet; Hauptakteure sind auf katholisch-kaiserlicher Seite die Liga-Generäle Tilly
und Wallenstein, auf protestantischer Seite Gustav II. Adolf von Schweden; Verlauf:
1618 – 1623 böhmisch-pfälzischer Krieg
1625 – 1630 niedersächsisch-dänischer Krieg
1630 – 1635 schwedischer Krieg
1635 – 1648 schwedisch-französischer Krieg.
1648 „Westfälischer Friede“: nach vierjährigen Verhandlungen in Münster und Osnabrück
Friedensschluß zwischen Kaiser Ferdinand III., Frankreich, Schweden und den Reichsständen;
Deutschland verliert Metz, Toul und Verdun an Frankreich, Vorpommern, Stettin und Bremen an
Schweden; die Vereinigten Niederlande und die Schweiz werden unabhängig und scheiden aus dem
Reichsverband aus; der „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555 wird bestätigt und der
Calvinismus als dritte Konfession anerkannt; die Reichsfürsten erhalten volle Landeshoheit und
weitgehende außenpolitische Souveränität; der Friedensvertrag gilt bis 1806 als Reichsgrundgesetz.
seit 1648 baut Friedrich Wilhelm, „der Große Kurfürst“, von 1640 bis 1688 Markgraf von
Brandenburg, seinen Herrschaftsbereich zu einem absolutistischen Staat mit stehendem Heer aus
und legt damit den Grundstein für die brandenburgisch-preußische Großmachtstellung des 18. und
19. Jahrhunderts.
61