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1522  Luthers  deutsche  Übersetzung  der  griechischen  Erasmus-Bibel  (Neues  Testament)
               erscheint  erstmals  im  Druck;  sie  kostet  nur  den  Wochenlohn  eines  Handwerkers,  wird  zum
               „Bestseller“  (ca.  4000  Exemplare)  und  bildet  die  Grundlage  für  eine  allgemeine  deutsche
               Hochsprache.
                      1523  bis  1525  Ritteraufstände  und  Bauernkriege  in  Deutschland:  unter  dem  Reichsritter
               Franz  von  Sickingen  und  dem  Bauernführer  Thomas  Münzer  finden  zum  ersten  Mal  in  der
               deutschen  Geschichte  massenhafte  Volksaufstände  gegen  die  Fürsten  statt,  werden  aber  blutig
               niedergeschlagen; etwa 75.000 Bauern fallen, Münzer wird 1525 öffentlich enthauptet.
                      1525  der  letzte  Hochmeister  des  Deutschen  Ordens,  Markgraf  Albrecht  von  Brandenburg,
               tritt  zum  Protestantismus  über  und  verwandelt  das  preußische  Ordensland  in  ein  weltliches
               Herzogtum.
                      1526 durch einen Erbschaftsvertrag erwirbt Herzog Ferdinand I. Böhmen und Ungarn für das
               Haus Habsburg - es entsteht die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie.
                      1526 seit dem Reichstag von Speyer ist es jedem Landesfürsten freigestellt, sich für eine der
               beiden Hauptkonfession zu entscheiden; das Volk soll der jeweiligen Wahl des Fürsten folgen.
                      1529 erste Belagerung der Reichshauptstadt Wien durch die Türken.
                      1546/47 Schmalkaldischer Krieg: Kaiser Karl V. versucht, die protestantischen Reichsstände
               zur Rückkehr zum Katholizismus zu zwingen.
                      1555 der „Augsburger Religionsfriede“ beendet vorläufig die Zeit der Religionskriege und
               erkennt die lutherische Glaubenslehre an.
                      1556 Karl V. dankt ab, zieht sich ins Kloster zurück und übergibt seinem Bruder Ferdinand
               den Kaisertitel und Österreich; Karls Sohn Philipp II. erhält Spanien und die Niederlande.
                      seit  1566  treiben  finanzieller  und  gegenreformatorischer  Druck  Philipps  II.  von  Spanien,
               exekutiert durch den Herzog von Alba, die protestantisch gewordenen Niederländer zu Aufständen
               unter Wilhelm von Oranien - Beginn der Abspaltung der Niederlande vom Reich.
                      1581 Unabhängigkeitserklärung der Niederlande (bis 1648 nicht anerkannt).
                      1608  zur  Abwehr  der  Gegenreformation  schließen  sich  protestantische  Reichsstände  unter
               Führung des pfälzischen Kurfürsten zur „Union“ zusammen.
                      1609 als Reaktion auf die Gründung der „Union“ bildet sich die von Herzog Maximilian I.
               von Bayern geführte katholische „Liga“ .
                     1618  „Prager  Fenstersturz“:  wegen  des  Verbots einer  protestantischen  Versammlung  durch
               den Kaiser werden zwei kaiserliche Statthalter aus einem Fenster des Hradschin in den Burggraben
               geworfen;  Aufstand der evangelischen  böhmischen Stände und  Wahl des pfälzischen  Kurfürsten
               zum König von Böhmen - Auftakt zum 30jährigen Krieg.
                      1618 bis 1648 „Dreißigjähriger Krieg“: Auseinandersetzung zwischen den evangelischen und
               den  katholischen  Reichsfürsten  auf  vielen  verschiedenen  Kriegsschauplätzen,  die  sich  durch  das
               Eingreifen  der  Könige  von  Dänemark,  England,  Schweden  und  Frankreich  zum  europäischen
               Machtkampf ausweitet; Hauptakteure sind auf katholisch-kaiserlicher Seite die Liga-Generäle Tilly
               und Wallenstein, auf protestantischer Seite Gustav II. Adolf von Schweden; Verlauf:
                               1618 – 1623 böhmisch-pfälzischer Krieg
                               1625 – 1630 niedersächsisch-dänischer Krieg
                               1630 – 1635 schwedischer Krieg
                               1635 – 1648 schwedisch-französischer Krieg.
                     1648  „Westfälischer  Friede“:  nach  vierjährigen  Verhandlungen  in  Münster  und  Osnabrück
               Friedensschluß  zwischen  Kaiser  Ferdinand  III.,  Frankreich,  Schweden  und  den  Reichsständen;
               Deutschland verliert Metz, Toul und Verdun an Frankreich, Vorpommern, Stettin und Bremen an
               Schweden; die Vereinigten Niederlande und die Schweiz werden unabhängig und scheiden aus dem
               Reichsverband  aus;  der  „Augsburger  Religionsfrieden“  von  1555  wird  bestätigt  und  der
               Calvinismus  als  dritte  Konfession  anerkannt;  die  Reichsfürsten  erhalten  volle  Landeshoheit  und
               weitgehende außenpolitische Souveränität; der Friedensvertrag gilt bis 1806 als Reichsgrundgesetz.
                      seit 1648 baut Friedrich Wilhelm, „der Große Kurfürst“, von 1640 bis 1688 Markgraf von
               Brandenburg, seinen Herrschaftsbereich zu einem absolutistischen Staat mit stehendem Heer aus
               und legt damit den Grundstein für die brandenburgisch-preußische Großmachtstellung des 18. und
               19. Jahrhunderts.
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