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die ihn jedoch nicht erschießen; unmittelbar nach der Kapitulation gerät Göring als ranghöchster
Vertreter des nationalsozialistischen Regimes in amerikanische Gefangenschaft.
1945 (29./30. April) Hitler verfaßt sein "politisches Testament", in dem er Admiral Dönitz zu
seinem Nachfolger ernennt; er heiratet seine langjährige Geliebte Eva Braun und begeht einige
Stunden später mit ihr gemeinsam Selbstmord; wiederum nur Stunden später machen auch
Goebbels und seine Frau ihrem Leben und dem ihrer Kinder ein Ende.
1945 (8./9. Mai) im Auftrag von Dönitz, der mit seiner provisorischen Regierung in Flensburg
sitzt, unterzeichnet General Jodl in Reims, dem Hauptquartier der Westalliierten, gegenüber
Eisenhower, tags darauf Feldmarschall Keitel in Berlin gegenüber Sowjet-Marschall Schukow die
bedingungslose deutsche Kapitulation; der Krieg in Europa endet mit der totalen Niederlage und
dem Untergang des von Bismarck neugegründeten Deutschen Reichs.
1945 (23. Mai) die Regierung Dönitz wird für abgesetzt erklärt und festgenommen.
seit Mai 1945 12 Millionen deutsche Zivilisten werden aus den von der Roten Armee
"befreiten" Ostgebieten vertrieben, Zehntausende werden als Arbeitssklaven nach Rußland
verschleppt, etwa 2 Millionen werden von Polen, Tschechen und Russen ermordet.
1945 (Juli) auf der "Potsdamer Konferenz" beschließen die Regierungschefs der drei
Siegermächte, Truman, Churchill und Stalin, über das weitere Schicksal Deutschlands; die
Westmächte billigen Stalins Vorhaben, den polnischen Staat insgesamt nach Westen bis an die
Oder-Neiße-Linie auf deutsches Gebiet zu verschieben und dafür Ostpolen der Sowjetunion
einzuverleiben; der alliierte Kontrollrat in Berlin wird etabliert, Frankreich tritt als vierte
Besatzungsmacht zu den Siegern hinzu; politisch "unbelastete" Deutsche werden als Bürgermeister
und Landräte eingesetzt; seit Juni ist die Bildung neuer, demokratischer Parteien erlaubt;
Deutschland soll nicht versklavt oder auf Dauer zerstückelt, aber "entnazifiziert" und demilitarisiert
werden.
1945 (September) in der amerikanischen Zone werden die Länder Bayern, Hessen und
Württemberg-Baden konstituiert; in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) werden
Großgrundbesitzer enteignet.
1946 (März) der frühere Kölner Oberbürgerbürgermeister Konrad Adenauer zum
Vorsitzenden der neu gegründeten Christlich-demokratischen Union (CDU) in der britischen
Besatzungszone gewählt.
1946 (April) die SPD in der sowjetischen Zone wird gezwungen, sich mit der
kommunistischen Partei (KPD) zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zu
vereinigen.
1946 (Mai) Kurt Schumacher, der 10 Jahre im Konzentrationslager überlebt hat, zum
Vorsitzenden der SPD in den Westzonen gewählt.
1946 (August) in der britischen Zone werden die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen gebildet.
1946 (Oktober) Urteilsverkündung am Ende des ersten "Nürnberger Kriegsverbrecher-
Prozesses": die meisten Angeklagten werden zum Tod durch Erhängen verurteilt, einige erhalten
langjährige Gefängnisstrafen, drei werden freigesprochen, obwohl die sowjetischen Ankläger
ausnahmslos für alle die Todesstrafe gefordert haben; die deutsche Bevölkerung betrachtet den
Prozeß nicht ganz zu Unrecht als "Siegerjustiz", weil die Rechtsgrundlagen erst nach den "Taten"
konstruiert werden und gleiche Kriegsverbrechen, wie sie den Angeklagten vorgeworfen werden,
bei den Siegern, insbesondere den Russen, nicht zur Sprache gebracht werden dürfen.
1946 (Dezember) gegen den Protest der französischen und russischen Kontrollratsmitglieder
werden die amerikanische und die britische Besatzungszone zu einer "Bi-Zone" vereinigt.
1947 (Februar) die CDU beschließt ihr "Ahlener Programm" mit deutlich sozialistischen
Tendenzen, die später unter dem maßgeblichen Einfluß Adenauers korrigiert werden
1948 (5. Juni) der "Marshall-Plan": der amerikanische Außenminister Marshall verkündet
ein umfassendes Hilfsprogramm zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands und Europas;
mit Hilfe privater Initiativen kommen amerikanische "Care"-Pakete mit Lebensmitteln für die
hungernde Bevölkerung nach Deutschland.
1948 (16.-26. Juni) ersten Höhepunkt des "kalten Krieges" zwischen den Westmächten und
der Sowjetunion: nach dem Auszug aus dem alliierten Kontrollrat verlassen die Sowjets nun auch
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