Page 30 - 4211
P. 30
Die Hauptschule, die Realschule und das Gymnasium sind Schularten mit einem
Bildungsgang; hier ist der gesamte Unterricht auf einen bestimmten Abschluss bezogen. Andere
Schularten vereinen mehrere Bildungswege unter einem Dach. Hier wird der Unterricht zumindest
in einem Teil der Fächer leistungsdifferenziert auf verschiedenen Anspruchsebenen erteilt.
In der Sekundarstufe I werden der Hauptschulabschluss und der Mittlere Schulabschluss
vergeben. Der Mittlere Schulabschluss kann bei Erfüllung bestimmter Leistungsanforderungen die
Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe beinhalten.
Zwischen den einzelnen Schularten der Sekundarstufe I ist Durchlässigkeit möglich. Zum
einen ist in den Jahrgangsstufen 5 und 6 ein Wechsel in einen anderen Bildungsgang möglich. Zum
anderen kann an jeder der genannten Schularten grundsätzlich jeder Abschluss und jede
Berechtigung der Sekundarstufe I erworben werden.
Die Hauptschule ist für Schüler gedacht, die nach dem Schulabschluss eine Lehre machen
wollen. In der Hauptschule sollen die Schüler auf das Berufsleben vorbereitet werden, und so
werden außer theoretischem Wissen praktische Kenntnisse und Fertigkeiten besonders gefördert.
Die Hauptschule dauert fünf Jahre. Am Ende erhalten die Schüler einen Hauptschulabschluss.
Die meisten Schüler lernen nach dem Schulabschluss einen Beruf und besuchen gleichzeitig die
Berufsschule (einmal oder zweimal in der Woche), indem sie ein Praktikum in einem Betrieb
machen. Die berufliche Bildung in Deutschland ist international sehr anerkannt. Es bedeutet, dass
die Ausbildung an zwei verschiedenen Lernorten stattfindet: Im Betrieb und in der Berufsschule.
Hier arbeiten sie 4 Tage. Die Lehre oder die Ausbildung dauert 3-4 Jahren. Die Azubis bekommen
von Betrieb eine geringe Bezahlung. Die Lehre schließt man mit der Prüfung ab: zum Facharbeiter
(in der Industrie); zum Geselle (im Handwerk); zum Gehilfen (im Handel). So werden die
fachpraktische und die fachtheoretische Ausbildung optimal miteinander verknüpft. Das ist das sog.
duale System.
Die Realschule vermittelt eine erweiterte allgemeine Bildung. Sie dauert sechs Jahre. In der
Realschule können die Schüler beispielsweise eine zweite Fremdsprache lernen. Es wird mehr
selbstständiges Lernen erwartet als in der Hauptschule. Im Vergleich zum Gymnasium werden die
Schüler einer Realschule berufsbezogener ausgebildet. Die letzte Prüfung heißt Mittlere Reife.
Die Schüler, die auf das Gymnasium gehen, besuchen diese Schule neun Jahre, bevor sie die
Abschlussprüfung, das Abitur (= allgemeine Hochschulreife), ablegen. Deutsch, Fremdsprachen,
Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte sollen bis zum Abitur gelernt werden. Man lernt
immer mindestens zwei Fremdsprachen. Die drei obersten Klassen werden heute auch
Sekundarstufe II genannt. Neben einer Reihe an Pflichtfächern haben Schüler selbst die
Möglichkeit, Grundkurse und Leistungskurse auszuwählen. In diesen letzten drei Jahren hat man
keine Noten, sondern nur Punkte, die zum Abitur
Das System der Gesamtschule trennt die Schüler nach der 4. Klasse nicht in drei verschiedene
Schultypen, sondern alle Schüler besuchen die gleiche Schule. Gesamtschulen bieten nur in einigen
Fächern unterschiedliche Niveaus an. Sie ist in mehreren Bundesländern eine Alternative zum
traditionellen dreigliedrigen Schulsystem geworden. Sie verbindet alle drei. Nur im letzten
Schuljahr wählen die Schüler die Schulabschlussprüfung aus.
Es gibt auch die die Sonderschule Schulen für geistig- und körperbehinderte Kinder.
Die Bildungsgänge des Sekundarbereichs I finden - was den allgemeinbildenden Bereich
betrifft - ihre Fortsetzung in der gymnasialen Oberstufe an Gymnasien und Gesamtschulen.
Zugangsvoraussetzung ist der Mittlere Schulabschluss mit Berechtigung zum Besuch der
gymnasialen Oberstufe.
Die Gestaltung der gymnasialen Oberstufe als Kursstufe und die Zusammensetzung des
Abiturs aus Leistungen der beiden Abschlussjahre und der Abiturprüfung wurden erstmals in der
Bonner Vereinbarung der Kultusministerkonferenz vom 07.07.1972 festgeschrieben. Seither ist die
"Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II" mehrfach
fortgeschrieben worden.
Zur Grundstruktur der gymnasialen Oberstufe gehören die Gliederung in eine einjährige
Einführungsphase und eine zweijährige Qualifikationsphase, die Zuordnung der Fächer zu drei
Aufgabenfeldern, die Unterscheidung der Fächer nach Pflicht- und Wahlfächern, die Möglichkeit
einer individuellen Schwerpunktsetzung, die Erteilung des Unterrichts auf unterschiedlichen
34