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als die Gesamtwirtschaft. In der Bio- und Gentechnologie belegt Deutschland in Europa seit Jahren
               einen Spitzenplatz, in der Nanotechnologie verfügt das Land über hohe Wissenspotenziale.
                     5.  Industrie und Dienstleistung
                     Das Fundament für die internationale Wettbewerbsfähigkeit bilden dabei nicht nur die 30 im
               Deutschen  Aktienindex  (DAX)  notierten  Großunternehmen  wie  Siemens,  Volkswagen,  Allianz,
               SAP oder BASF, sondern Zehntausende kleiner und mittelständischer Firmen (bis 500 Beschäftigte)
               des  verarbeitenden  Gewerbes,  insbesondere  des  Maschinenbaus,  der  Zulieferindustrie,  aber  auch
               der Nano- und Biotechnologie, die sich  häufig  in Clustern organisieren. Der Mittelstand, der als
               Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt, beschäftigt mit über 25 Millionen Menschen die meisten
               Arbeitnehmer  und  stellt  zudem  die  überwiegende  Anzahl  an  Ausbildungsplätzen  für  junge
               Menschen. Gleichwohl ist die Industrie eine wichtige Säule der deutschen Wirtschaft. Sie hat im
               Vergleich  zu  anderen  Industriestaaten  wie  Großbritannien  oder  den  USA  eine  breite  und
               beschäftigungsstarke  Basis  –  fünf  Millionen  Menschen  arbeiten  in  Industriebetrieben.  In  keiner
               anderen  der  traditionellen  Wirtschaftsnationen  spielt  die  klassische  industrielle  Produktion  eine
               vergleichbar zentrale Rolle. Zur deutschen Wirtschaftsleistung steuert sie etwa 37 Prozent bei.
                     Deutschland  ist  spezialisiert  auf  die  Entwicklung  und  Herstellung  komplexer  industrieller
               Güter, vor allem auf Investitionsgüter und innovative Produktionstechnologien. Die bedeutendsten
               Industriezweige sind der Automobilbau, der Maschinenbau, die Elektrotechnik und die chemische
               Industrie. Allein in diesen vier Branchen arbeiten 2,9 Millionen Menschen, die einen Umsatz von
               mehr als 800 Milliarden Euro generieren. Der Automobilbau ist zugleich Innovationsmotor: Rund
               30 Prozent aller unternehmensinternen F&E-Aufwendungen der deutschen Wirtschaft kommen aus
               dieser Branche.  Mit den sechs Herstellern VW,  Audi, BMW, Daimler, Porsche (VW) und Opel
               (General  Motors)  gehört  Deutschland  neben  Japan,  China  und  den  USA  zu  den  größten
               Autoproduzenten – mit starken Anteilen in den Marktsegmenten der oberen Mittelklasse und der
               Oberklasse. Gleichwohl trifft die weltweite Absatzkrise die deutschen Autobauer empfindlich. Um
               für  die  Zukunft  gewappnet  zu  sein,  arbeiten  alle  Fahrzeughersteller  inzwischen  intensiv  an
               umweltfreundlichen  Antrieben,  zum  Beispiel  an  einer  neuen  Generation  von  Dieselmotoren,
               Hybridantrieben und einer weiteren Elektrifizierung des Antriebsstrangs.
                     Mit einem Anteil von gut 13 Prozent liegen die knapp 6000 Unternehmen des Maschinenbaus
               beim Umsatz auf Platz zwei nach dem Fahrzeugbau. Als größtem industriellen Arbeitgeber (965000
               Arbeitsplätze) und führender Exportbranche kommt dem Maschinenbau eine Schlüsselstellung in
               der  deutschen  Wirtschaft  zu.  Die  Elektroindustrie  gehört  zu  den  stärksten  und  besonders
               innovativen Wachstumsbranchen. Über 20 Prozent der in Deutschland von der Industrie getätigten
               Investitionen  für  Forschung  und  Entwicklung  entfallen  auf  die  Elektroindustrie.  Die
               Chemieindustrie, durch Übernahmen und Fusionen zum Teil im Besitz ausländischer Unternehmen,
               stellt überwiegend Vorleistungsgüter her. Mit der BASF in Ludwigshafen kommt der weltgrößte
               Chemiekonzern aus Deutschland.
                     Mehr als 29 Millionen Menschen arbeiten im Dienstleistungssektor – rund zwölf Millionen
               davon  bei  privaten  und  öffentlichen  Dienstleistungsunternehmen,  zehn  Millionen  in  Handel,
               Gastgewerbe  und  Verkehr  sowie  sieben  Millionen  in  Finanzierung,  Vermietung  und
               Unternehmensdienstleistung.  Eine  Säule  im  Dienstleistungssektor  bildet  das  Banken-  und
               Versicherungswesen. Es konzentriert sich in Frankfurt am Main, dem führenden Bankenstandort in
               Kontinentaleuropa, wo auch die Europäische Zentralbank (EZB), die Bundesbank und die Deutsche
               Börse sitzen.
                     6. Kultur- und Kreativwirtschaft im Kommen
                     Eine  Branche,  die  verstärkt  in  den  Fokus  rückt, ist  die  Kultur-  und  Kreativwirtschaft.  Der
               Sektor  umfasst  Teilbranchen  wie  Musik,  Literatur,  Kunst,  Film  und  Bühne,  aber  auch
               Rundfunk/Fernsehen, Presse, Werbung, Design und Software und zählt rund 238000 Unternehmen
               mit knapp einer Million Erwerbstätigen. Die Kreativwirtschaft hat somit nicht nur eine erhebliche
               volkswirtschaftliche Bedeutung erlangt, sondern ist Modell für eine moderne Wirtschaft an sich: Sie
               bietet überdurchschnittliche Beschäftigungschancen, spielt eine Vorreiterrolle auf dem Weg in eine
               wissensbasierte Ökonomie und ist eine signifikante Quelle für originäre Innovationsideen.
                     Die wichtigsten  Wirtschaftszentren  in Deutschland sind das Ruhrgebiet (Industrieregion  im
               Wandel  zum  Hightech-  und  Dienstleistungszentrum),  die  Großräume  München  und  Stuttgart
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