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der Herr Baron wisse gar nicht, eine wie gefährliche Person er da
                            im Haus habe.
                            Unwillkürlich schrak der Gewarnte auf. Wie er das meine und was
                            er  damit  sagen  wolle?  Da  schwächte  der  Diener  nun  allerdings
                            seine Behauptung ab, etwas Bestimmtes könne er ja nicht sagen,
                            aber er habe so das Gefühl, diese Person sei ein wütiges Tier —
                            die  könne  einem  leicht  irgendwas  antun.  Gestern,  als    er  sich
                            umwandte, um ihr eine Weisung zu geben, da habe er unvermutet
                            einen Blick aufgefangen — nun, man könne ja nichts sagen über
                            einen Blick, aber es sei  so gewesen, als ob sie  ihm  an den Hals
                            springen  wolle.  Und  seitdem  fürchte  er  sich  vor  ihr,  ja  er  habe
                            Angst,  die  Speisen  anzurühren,  die  sie  zubereite.  „Herr  Baron
                            wissen  gar  nicht“,  schloß  er  seinen  Bericht,  „was  für  eine
                            gefährliche Person das ist. Sie redt nichts, sie deut nichts, aber ich
                            mein halt, die wär einen Mord imstande.“ Aufschreckend warf der
                            Baron einen jähen Blick auf den Ankläger. (St. Zweig. Leporella).

                            3. Lesen Sie den Text, übersetzen Sie ins Ukrainische und bestimmen Sie
                            den Gebrauch  des Konjunktivs!
                                   ... Und mit einemmal verflog alle Feigheit, alles Mitleid in
                            ihm.  Der  ganze,  in  Wochen  aufgestaute  Haß  und  Ekel  schoß
                            brennend  zusammen  mit  dem  Wunsch,  endlich  ein  Ende  zu
                            machen. Und plötzlich, völlig umschlagend im Ton, mit jener im
                            Ministerium  erlernten  kühlen  Sachlichkeit,  bestätigte  er
                            gleichgültig,  ja,  ja es  sei richtig, er  habe  in der  Tat dem Diener
                            freie Hand gelassen,  in allen Dingen des Haushalts zu  verfügen.
                            Er  persönlich  wolle  ja  ihr  Bestes  und  sich  auch  bemühen,  die
                            Kündigung  rückgängig  zu  machen.    Wenn  sie  aber  weiterhin
                            darauf  bestehe,  sich  mit  dem  Diener  nicht  freundschaftlich  zu
                            stellen,  ja, dann  müsse  er allerdings auf  ihre Dienste verzichten.
                            (St. Zweig. Leporella).

                            4. Lesen Sie den Text, übersetzen Sie ins Ukrainische und bestimmen Sie
                            den Gebrauch  des Konjunktivs!
                                   ...Dreißig  Jahre,  vierzig  vielleicht,  hatte  ein  Mensch  in
                            diesen  paar  Quadratmetern  Raum  geatmet,  gelesen,  gedacht,
                            gesprochen und bloß drei Jahre, vier Jahre mußten hingehen, ein
                            neuer Pharao kommen, und  man wußte nichts  mehr  von Joseph,
                            man  wußte  im Cafe Gluck  nichts  mehr  von  Jakob Mendel, dem
                            Buchmendel!  Beinahe  zornig  fragte  ich  den  Oberkellner,  ob  ich
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