Page 50 - 414_
P. 50

Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich
                                               Gedenke ich der alten Zeit;
                                         Die Welt war damals noch so wöhnlich,
                                              Und ruhig lebten hin die Leut.

                                            Doch jetzt ist alles wie verschoben,
                                              Das ist ein Drängen! Eine Not!
                                             Gestorben ist der Herrgott oben,
                                               Und unten ist der Teufel tot.

                                           Und alles  schaut so grämlich trübe,
                                          So krausverwirrt und morsch und kalt,
                                            Und wäre nicht das bißchen Liebe,
                                              So gäb es nirgends einen Halt.
                                                                                            (Heinrich Heine)

                                                          * * *

                                              Verriet mein blasses Angesicht
                                               Dir nicht mein Liebeswehe?
                                           Und willst du, dass der stolze Mund
                                                 Das Bettelwort gestehe?

                                             Oh, dieser Mund ist viel zu stolz,
                                           Und kann nur küssen und scherzen;
                                        Er spräche vielleicht ein höhnisches Wort,
                                           Während ich sterbe vor Schmerzen.
                                                                                         (Heinrich Heine)

                                                          * * *

                                          Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen,
                                         Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
                                           Doch deine liebenswürdigen Augen,
                                         Sie haben mich zum Entschluss gebracht.

                                         Jetzt bleib ich, wo deine Augen leuchten,
                                             In ihrer süßen, klugen Pracht —
                                           Dass ich noch einmal würde lieben,
                                             Ich hätt es nimmermehr gedacht.
   45   46   47   48   49   50   51   52   53   54