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Vergebens versuchten die Kinder sie zu wecken.
Auguste bewegte etwas die Flügel und rührte sich nicht
mehr.
„Was tut Gustje?“ fragte Peterle.
„Sie hält ihren Winterschlaf“, erklärte ihm Vater
Löwenhaupt und wollte sich aus dem Staube machen.
Aber Peterle hielt den Vater fest. „Weshalb hält Gustje
jetzt den Winterschlaf?“
„Sie muß sich ausruhen für den Frühling.“ Doch Vater
Löwenhaupt war es nicht wohl bei dem Examen. Er konnte
seinem Söhnchen Peterle nicht in die Augen sehen.
Peterle trug seine bewegungslose Freundin Gustje zu
sich hinauf in die kleine Kiste. Als die Kinder nun
schliefen, holte Theres die Gans hinunter und begann sie
— da Vater Löwenhaupt versicherte, die zehn
Veronaltabletten würden einen Schwergewichtsboxer
unweigerlich ins Jenseits befördert haben —Theres
begann, wobei ihr die Tränen über die Wangen rollten, die
Gans zu rupfen und legte sie dann in die Speisekammer.
Als Vater Löwenhaupt seiner Frau «Gute Nacht» sagen
wollte, stellte sie sich schlafend und antwortete nicht.
So kam der Morgen.- Theres war als erste in der
Küche. Draußen fiel in dicken Flocken der Schnee, Was
war das? Träumte sie noch?
Aus der Speisekammer drang ein deutliches
Geschnatter. Unmöglich! Wie Theres die Tür zur Kammer
öffnete, rapste ihr schnatternd und schimpfend die gerupfte
Auguste entgegen. Theres stieß einen Schrei aus; ihr
zitterten die Knie.
Jetzt waren auch die Mutter und Vater Löwenhaupt
erschienen. Der Vater bedeckte mit seinen Händen die
Augen, als stünde da ein Gespenst. Die Mutter aber
sagte zu ihm: „Was nun?“
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