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weil es schon mächtig auf Weihnachten ging. Auch
benahm sich die Gans außerordentlich manierlich. Bei
Tag ging sie mit Peterle spazieren und hielt sich
getreulich an seiner Seite wie ein guter Kamerad, wobei
sie ihren Kopf stolz hochtrug und ihren kleinen Freund mit
ihrem Geplapper aufs Beste unterhielt. Auch die anderen
Kinder gewöhnten sich immer mehr an Auguste. Peterle
aber liebte seine Gustje so, daß beide schier
unzertrennlich wurden. So kam es, daß eines Abends, als
Peterle vom Bett aus noch ein paar Fragen an Gustje
richtete, diese zu ihrem Freund einfach ins Bett
schlüpfte, um sich leiser und ungestörter mit ihm
unterhalten zu können. Elli und Gerda gönnten dem
Brüderchen die Freude.
Am frühen Morgen aber, als die Kinder noch schliefen,
hopste Auguste wieder in ihre Kiste am Boden, steckte
ihren Kopf unter die weißen Flügel und tat, als sei nichts
geschehen.
Doch das Weihnachtsfest rückte näher und näher.
Eines Mittags meinte der Sänger Läwenhaupt plötzlich zu
seiner Frau, daß es nun mit Auguste „soweit wäre“. Mutter
Läwenhaupt machte ihrem Mann erschrocken ein Zeichen,
in Gegenwart der Kinder zu schweigen.
Nach Tisch, als der Sänger Luitpold Löwenhaupt mit
seiner Frau allein war, fragte er sie, was das seltsame
Gebaren zu bedeuten habe? Und nun erzählte Mutter
Löwenhaupt, wie sehr sich die Kinder — vor allem Peterle
— an Auguste, die Gans, gewöhnt hätten, und daß es
ganz unmöglich sei...
„Was ist unmöglich?“ fragte Vater Löwenhaupt.
Die Mutter schwieg und sah ihn nur an.
„Ach so!“.grollte Vater Löwenhaupt. „Ihr glaubt, ich
habe die Gans als Spielzeug für die Kinder gekauft? Ein
nettes Spielzeug! Und ich? Was wird aus mir?!“
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