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weckte den anderen. Als nun die ältere Schwester Elli
schlief und im Haus alles still schien, schlichen die zwei
auf den nackten Zehenspitzen in den Keller, holten die
Gans Auguste aus ihrer Kiste, in der sie auf Lappen und
Sägespänen lag, und trugen sie leise hinauf in ihr
Zimmer. Bisher war Auguste recht verschlafen gewesen und
hatte bloß etwas geschnattert wie: „Lat mi in Ruh', lat mi
in Ruh'!“ Aber plötzlich fing sie laut an zu schreien: „Ich
will in min Truh', ich will in min Truh'!“ Schon gingen
überall die Türen auf.
Die Mutter kam hervorgestürzt, Therese, das
Hausmädchen, rannte von ihrer Kammer her die Stiegen
hinunter. Auch die zwölfjährige Elli war aufgewacht, aus
ihrem Bett gesprungen und schaute durch den Türspalt.
Die kleine Gerda aber hatte in ihrem Schreck die Gans
losgelassen, und jetzt flatterte und schnatterte Auguste
im Treppenhaus umher.
Und da begann auch noch das Peterle zu heulen: Ich
will Gustje haben! Gustje soll mit mir schlafen! Die Mutter,
die ihn ins Bett legte, suchte ihm zu erklären, daß die
Gans jetzt wieder in ihre Kiste in den Keller müsse.
„Warum muß sie denn in den Keller?“ fragte Peterle,
„Weil eine Gans nicht im Bett schlafen kann.“ „Warum
kann denn Gustje nicht im Bett schlafen?“ „Im Bett
schlafen nur Menschen, und jetzt sei still und mach die
Augen zu!“
Die Mutter war schon an der Tür, da heulte Peterle
wieder los: „Warum schlafen nur Menschen im Bett? Gustje
soll oben schlafen,“ Als die Mutter sah, wie aufgeregt
Peterle war, und daß man ihn nicht beruhigen konnte,
erlaubte sie, daß man die Kiste aus dem Keller
heraufholte und neben Peterles Bett stellte.
Natürlich konnte man jetzt Auguste nicht wieder in den
Keller bringen, zumal die Nächte immer kälter wurden,
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