Page 37 - 6730
P. 37
Erdoberfläche zutage tritt (in Deutschland zum Beispiel bei Hänigsen zwischen
Hannover und Braunschweig).
Als Startschuss der modernen Erdölindustrie gilt das Patent von 1855 auf die
Herstellung von Kerosin aus Kohle oder Erdöl, das dem kanadischen Arzt und
Geologen Abraham P. Gesner in den USA erteilt wurde. Hintergrund war die Suche
nach einer preiswerten Alternative zu Walöl als Brennstoff für Lampen. Kerosin als
Leuchtmittel blieb bis zum Aufstreben der Automobilindustrie in den 1920ern die
wichtigste Verwendung von Erdöl. Heute ist Erdöl die Grundlage unserer
Industriegesellschaft. Erdöl ist der wichtigste Energieträger und Ausgangsstoff für
zahlreiche Produkte der chemischen Industrie, wie Düngemittel, Kunststoffe, Lacke
und Farben oder auch Medikamente.
5. Erdöl entsteht aus abgestorbenen Meeresorganismen wie Algen. Sie werden
während mehreren hunderttausend bis mehreren Millionen Jahren auf dem
Meeresgrund abgelagert. Herrschen in der betreffenden Meeresregion sauerstoffarme
Bedingungen nahe dem Meeresgrund, so bilden sich dabei mächtige Sedimentfolgen
mit hohem Anteil biogenen Materials. Die Abwesenheit von Sauerstoff in dieser
Ablagerungsumgebung verhindert die vollständige Zersetzung der Biomasse, ein
Faulschlamm entsteht. Im Laufe von Jahrmillionen wird dieser durch Überdeckung
mit weiteren Sedimenten hohen Drücken und Temperaturen ausgesetzt. Unter diesen
Bedingungen werden die in der Biomasse enthaltenen wasserunlöslichen,
langkettigen Kohlenwasserstoffe, die sogenannten Kerogene, in kurzkettige
gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffketten aufgespalten, ein Prozess, der in
der Industrie auch als Cracken bekannt ist.
Diese fein verteilten Kerogene werden durch Druck und Temperatur zersetzt,
jedoch nicht oxidiert. Sie können innerhalb der Poren von Gesteinen wandern. Diesen
Prozess nennt man Migration. In sogenannten Speichergesteinen sammeln sich die
umgewandelten Kohlenwasserstoffe als Erdöl und Erdgas an. Gerät das Erdöl unter
undurchlässige Gesteinsschichten, die seine weitere Wanderung an die Erdoberfläche
und seitwärts verhindern (Erdölfalle), reichert es sich dort an und es entsteht eine
Erdöllagerstätte. In den Gesteinsporen befinden sich neben Erdöl auch