Page 40 - 6730
P. 40
9. Die großtechnische Ausbeutung der Erdöllagerstätten begann im 19.
Jahrhundert. Man wusste bereits, dass bei Bohrungen nach Wasser und Salz
gelegentlich Erdöl in die Bohrlöcher einsickerte. Die erste Erdölförderung im
Untertagebau fand 1854 in Bóbrka bei Krosno (Polen) statt. Die ersten Bohrungen in
Deutschland wurden im März 1856 in Dithmarschen von Ludwig Meyn und 1858 bei
Wietze in Niedersachsen (nördlich von Hannover) durchgeführt. In einer Tiefe von
ca. 50 m wurde gegen 1910 mit 2000 Bohrtürmen etwa 80 % des deutschen
Erdölbedarfs gefördert. In Wietze befindet sich heute das Deutsche Erdölmuseum.
Weltberühmt wurde die Bohrung nach Öl, die Edwin L. Drake am 27. August
1859 am Oil Creek in Titusville, Pennsylvania durchführte. Drake bohrte im Auftrag
des amerikanischen Industriellen George H. Bissell und stieß in nur 21 m Tiefe auf
die erste größere Öllagerstätte.
In Saudi-Arabien wurde das „schwarze Gold“ zuerst in der Nähe der Stadt
Dammam am 4. März 1938 nach einer Reihe erfolgloser Explorationen von der US-
Gesellschaft Standard Oil of California entdeckt.
10. Die Förderung konventionellen Erdöls erfolgt heute in folgenden Phasen:
In der ersten Phase (primary oil recovery) wird Öl durch den natürlichen Druck
des eingeschlossenen Erdgases (eruptive Förderung) oder durch „Verpumpen“ an die
Oberfläche gefördert.
In der zweiten Phase (secondary oil recovery) werden Wasser oder Gas in das
Reservoir injiziert (Wasserfluten und Gasinjektion) und damit zusätzliches Öl aus der
Lagerstätte gefördert.
In einer dritten Phase (tertiary oil recovery) werden komplexere Substanzen wie
Dampf, Polymere, Chemikalien, CO2 oder Mikroben eingespritzt, mit denen die
Nutzungsrate nochmals erhöht wird.
Je nach Vorkommen können in der ersten Phase 10–30 % des vorhandenen Öls
gefördert werden und in der zweiten Phase weitere 10–30 %; insgesamt in der Regel
also 20–60 % des vorhandenen Öls. Angesichts des hohen Preisniveaus und der
globalen Marktdynamik ist damit zu rechnen, dass sich die tertiäre Förderung auch
bei „alten“ Vorkommen stark intensivieren wird.