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Um die Flüsse Saale sowie Unstrut befindet sich das nördlichste Weinanbaugebiet
Deutschlands. Die Stadt Freyburg ist die Heimat der Rotkäppchen-Sektkellerei, die 1856 gegründet
wurde und ihren Markennamen „Rotkäppchen“ wegen der roten Flaschenkappen erhielt.
Nordrhein-Westfalen ist mit 18,1 Millionen Menschen das bevölkerungsreichste und das am
dichtesten besiedelte Bundesland und verfügt über 30 Großstädte mit mehr als 100.000
Einwohnern. Hauptschlagader ist der Rhein, der flaches Weideland, aber auch große Gebiete der
deutschen Schwerindustrie durchfließt. Duisburg entwickelte sich zum größten Binnenhafen
Europas. Im Ruhrgebiet herrschten über lange Zeit die Bergwerke für den Stein- und Braunkohle
Abbau vor. Stillgelegte Zechen stehen heute unter Denkmalschutz und sind entlang der Route der
Industriekultur zu besichtigen.
Während das bergische Land im Südosten und das Sauerland im Nordosten NRWs durch
weite bewaldete Hügel geprägt sind und man sogar Skigebiete findet, eignet sich das flache Land
am Niederrhein und im nördlichen Westfalen sehr gut für Viehzucht, Getreide-, Gemüse- und
Kartoffelanbau.
Die Ernährungswirtschaft ist in Nordrhein-Westfalen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und hat
eine lange Tradition. Köln, Bonn und Aachen sind Hochburgen der deutschen Sußwarenindustrie.
In Köln werden Schokolade und Bobonvariationen hergestellt. Bonn ist nicht nur die Geburtstadt
Ludwig van Beethovens, sondern auch der wohl beliebtesten deutschen Süßigkeit: des
Gummibärchens. Aachen ist für Printen und Aachener Pflümli (Plaumenkompott) bekannt.
Aus Westfalen kommt der beste luftgetrocknete Schinken. Roggen und Hafer sind Grundlage
für leckere Brote und Pumpernickel. Getreide wird außerdem an die berühmten Brauereien und
Kornbrennereien (Schnapsbrennereien) Westfalens geliefert. An Gemüse werden vor allem
Weißkohl für das Sauerkraut sowie Kartoffeln angebaut. Am Niederrhein wird außerdem der in
Deutschland beliebte scharfe Senf hergestellt.
Aus diesen Zutaten lassen sich Gerichte wie Reibekuchen (auch: Kartoffelpuffer, geriebene,
rohe Kartoffeln mit Eiern, Zwiebeln, gebraten), Himmel und Erde (Kartoffelbrei mit Äpfeln, Speck,
Zwiebeln und Blutwurst), Dicke Bohnen mit Speck, Zwiebelsuppe, Erbsensuppe, Eisbein (gekochte
Schweinshaxe) mit Sauerkraut und Rheinischer Sauerbraten (Rindfleisch mariniert mit Rotwein,
Essig, Gemüse, Gewürzen, dann gebraten) zubereiten.
Hessen ist bekannt für sein exzellentes Weinbaugebiet, dem Rheingau, in dem vorwiegend
Riesling angebaut wird. Der Fluß schlängelt sich vorbei an zahlreichen Schlössern und Burgen und
zeigt Deutschland von einen seiner schönsten Seiten. Es gibt zahlreiche lokale Spezialitäten, die
man unbedingt probieren sollte: Frankfurt ist bekannt für Grüne Sauce (Sauce mit 7 frischen
Kräutern), Frankfurter Kranz (Biskuitkranz mit Sahne gefüllt) und Äppelwoi (Apfelwein) und
Wiesbaden für Erdbeerbowle (Erdbeeren mit Wein und Sekt), Handkäs mit Musik (Käse mit Essig,
Öl und Zwiebeln) und Spundekäs (Quark, Butter, Zwiebeln und Gewürze). Darmstadt ist bekannt
für Spargel, Rüdesheim für Rüdesheimer Kaffee (Kaffee mit Schnaps).
Düsseldorf und Köln pflegen eine gewisse erbfeindliche Beziehung zueinander, was sich nicht
nur in abwertenden Äußerungen über die Biere der jeweils anderen Stadt (Alt ist das Bier in
Düsseldorf, Kölsch das Bier in Köln) äußert.
In Sachsen haben sich viele Traditionen in Form von Kunsthandwerk und regionaler Küche
erhalten. Sachsen kann man fast schon als die Weihnachtsregion Deutschlands bezeichnen.
Traditioneller Christbaumschmuck und die bekannten Räuchermännchen stammen aus dem
Erzgebirge. Aus Plauen stammt die Plauener Spitze, in Meißen ist die älteste Porzellanmanufaktur
Europas beheimatet, die seit dem 18. Jahrhundert für exklusive Tischkultur sorgt. In der Oberlausitz
(Bautzen, Zittau, Görlitz) ist die Traditionen des sorbischen Volkes noch lebendig, besonders deren
Osterbräuche.
Auch kulinarisch haben die Sachsen einiges zu bieten. So stammt der berühmte Christstollen
aus Dresden sowie zahlreiche leckere Blechkuchen wie die Dresdner Eierschecke, Butterkuchen
und Streuselkuchen. Die deutsche Kaffee-Kultur hat ihren Ursprung in Sachsen genommen.
In Sachsen ist die berühmte Eisspezialität, das Fürst-Pückler-Eis, erfunden worden. Der
Berliner Konditormeister Schulz hat zu Ehren des bekannten Gartenbaukünstlers Herrmann Fürst
Pückler-Muskau diese Leckerei kreiert: Schokolade-, Vanille- und Erdbeer-Eis in Schichten mit
einer Waffel. Sachsen ist auch Obst- und Gemüseanbaugebiet. Äpfel und Kirschen werden zu
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