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gar keinen Namen haben. Die Zahl der Göttinger Philister muß
sehr groß sein, wie Sand, oder besser gesagt, wie Kot am Meer;
wahrlich, wenn ich sie des Morgens mit ihren schmutzigen Ge-
sichtern und weißen Rechnungen vor den Pforten des akade-
mischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so mochte ich kaum be-
greifen, wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen konnte...
Dann und wann wollte auch ein Einspänner vorüber, wohl-
bepackt mit Studenten, die für die Ferienzeit oder auch für immer
wegreisten.
In solch einer Universitätsstadt ist ein beständiges Kommen und
Abgehen; alle drei Jahre findet man dort eine neue Studenten-
generation, das ist ein ewiger Menschenstrom, wo eine Semester-
welle die andere fortdrängt, und nur die alten Professoren bleiben
stehen in dieser allgemeinen Bewegung, unerschüttert fest, gleich
den Pyramiden Ägyptens – nur das in diesen Universitätspyrami-
den keine Weisheit verborgen ist.
2. Merken Sie sich Texterläuterungen:
Göttingen – niedersächsische Stadt (Westdeutschland), Universi-
tät mit großer wissenschaftlicherTradition.
Ratskeller – Weinwirtschaft im Rathaus.
Lüder – Name eines Göttinger Studenten, damals bekannt als
guter Sportsmann.
immatrikulieren – in die Studentenliste eintragen.
konsilieren – aus der Hochschule fortjagen.
Zur Zeit der Völkerwanderung – die reaktionären deutschen
Studentenkorporationen trugen die Namen der alten germanischen
Völkerschaften. Um ihre Rück- ständigkeit zu zeigen, bezeichnet
Heine sie als unmittelbare Nachkommen der mittelalterlichen
Stämme – Vandalen, Friesen, Schwaben, Teu-tonen... Kein Zufall
ist die Spitzenstellung von Vandalen, die wegen der Zerstörung
Roms (455 n.Z.) und Plünderung aller Kunstschätze zum Symbol
der Kulturlosigkeit geworden sind. Unter dem Zeichen der
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