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5.  Neuzeit
                     Martin Luther mit seinen Thesen gegen die römische Kirche begründete im 16. Jahrhundert
               die  Reformation.  Während  das  Herrschergeschlecht  der  Habsburger  die  katholische  Seite
               unterstützte,  standen  das  Bürgertum  und  der  Großteil  der  weltlichen  Fürsten  auf  Seiten  der
               Reformation  (Schmalkaldischer  Bund).  1555  musste  Kaiser  Karl  V.  im  Augsburger
               Religionsfrieden  den  weltlichen  Fürsten  die  Wahl  ihrer  Religion  zugestehen  und  die
               Gleichberechtigung beider Konfessionen festschreiben.
                     Dennoch  verschärften  sich  die  konfessionellen  Gegensätze  so  weit,  dass  sie  1618  den
               Dreißigjährigen Krieg auslösten, der im Anfang ein Religionskrieg war, sich durch das Eingreifen
               Schwedens und Frankreichs aber zum europäischen Konflikt ausweitete. Die Folgen des Krieges
               nach dem Westfälischen Frieden 1648 für Deutschland waren verheerend: Das Reich war aufgeteilt
               in viele kleine Einzelstaaten (Anerkennung der Souveränität der deutschen Fürsten), an Frankreich
               und Schweden mussten Gebiete abgetreten werden, die Schweiz und die Niederlande mussten in die
               Unabhängigkeit  entlassen  werden,  fast  jeder  dritte  Deutsche  war  ums  Leben  gekommen.  Das
               Kaisertum, das offiziell noch bis 1806 existierte, hatte seine Macht verloren, die sich nun anders
               verteilte.
                     Die aufstrebenden Mächte im Deutschland des 17. Jahrhunderts waren Österreich im Süden
               und  Brandenburg-Preußen  im  Norden.  Durch  Verträge,  Besetzungen  und  Kriege  konnten  die
               absolutistischen  Herrscher  Preußens  große  Gebietsgewinne  verzeichnen  (u.a.  Vorpommern  und
               Schlesien). Friedrich II. der Große (1740 bis 1786) machte Preußen zum zweitstärksten deutschen
               Staat  nach  Österreich,  das  nach  der  Bezwingung  der  Türken  vor  Wien  1683  und  Abwehr  der
               französischen Expansionsbewegungen eine europäische Großmacht war.
                   6.  19. Jahrhundert
                     Die napoleonischen Kriege beendeten zu Beginn des 19. Jahrhunderts endgültig das "Heilige
               Römische Reich Deutscher Nation", der letzte Kaiser Franz II. wurde Kaiser von Österreich (1806-
               1835).  Die  vielen  Kleinstaaten,  Fürstentümer  und  freien  Reichsstädte  wurden  aufgelöst  und
               größeren  Staaten  angegliedert.  In  den  Befreiungskriegen  1813/14  keimten  in  den  französisch
               besetzten  Ländern  Hoffnungen  auf  eine  nationale  Einheit,  die  jedoch  nicht  erfüllt  wurden:  Der
               Deutsche  Bund,  der  auf  dem  Wiener  Kongress  1815  gegründet  wurde,  wurde  von  Österreich
               dominiert  und  unterdrückte  sowohl  nationale  als  auch  liberale  Bewegungen,  die  sich  auch  in
               Deutschland  aus  der  Französischen  Revolution  entwickelt  hatten,  zugunsten  der  alten
               monarchischen Ordnung.
                     1848 kam es zur Auflehnung und Revolution in deutschen Städten, die Liberalen erzwangen
               die  Wahl  einer  Nationalversammlung,  die  eine  Verfassung  für  einen  deutschen  Einheitsstaat
               ausarbeiten sollte. In dieser sollten sowohl die politischen Rechte der liberalen Kräfte als auch die
               Abschaffung des Absolutismus festgeschrieben werden. Doch die Versammlung in der Paulskirche
               in Frankfurt scheiterte sowohl an der Groß- bzw. Kleindeutschen Frage (Deutschland mit oder ohne
               Österreich) als auch der Weigerung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., die Kaiserkrone
               anzunehmen.
                     Im Deutschen Krieg von 1866 konnte sich Preußen gegenüber Österreich und damit auch die
               Kleindeutsche  Lösung  durchsetzen.  Auch  im  Deutsch-Französischen  Krieg  von  1870/71  war
               Preußen als europäische Großmacht erfolgreich. 1871 wurde Wilhelm I. von den deutschen Fürsten
               zum Deutschen Kaiser proklamiert.
                     Maßgeblicher  Politiker  zu  dieser  Zeit  war  der  preußische  Ministerpräsident  Otto  von
               Bismarck,  ab  Gründung  des  Deutschen  Kaiserreiches  1871  Reichskanzler  (der  Reichstag  als
               Parlament  hatte  kaum  Befugnisse).  Er  verfolgte  eine  ausgeklügelte  Bündnis-Strategie  mit
               Österreich-Ungarn  und  Italien.  In  der  kurzen  Zeit  des  deutschen  Imperialismus  gelangte
               Deutschland in den Besitz der Kolonien Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika und -Südostafrika
               (1884/85). Durch die rasch vorangeschrittene Industrialisierung hatte das neue deutsche Reich einen
               enormen  wirtschaftlichen  Aufschwung  zu  verzeichnen.  Unter  Kaiser  Wilhelm  II.  (1888-1918)
               änderte sich der Kurs Deutschlands, das fortan als Kolonial- und Weltmacht auftrat und durch den
               Ausbau seiner Flotte den Widerstand vor allem Großbritanniens hervorrief.
                   7.  20. Jahrhundert


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