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Rottöne: Zwiebelschale mit Essig, Rote-Rüben-Saft.
Grüntöne: Spinatsaft, junger Roggen, Brennesselwurzel und
–blätter.
10. Machen Sie sich mit der Osterzeit im sorbischen Land vertraut.
Äußern Sie sich zu den sorbischen Osterbräuchen. Erzählen Sie
anschließend über die in Ihrem Dorf gepflegten Ostergebräuche.
Osterzeit im sorbischen Land
Nehmen wir an, wir sind in Crostwitz, dem
langgezogenen Dorf im Osten des Kreises Kamenz, einem
der wenigen Orte, wo es heute noch einen Brauch gibt, von
dem die Wissenschaftler sagen, er sei aus den
Flurumgängen im Frühling hervorgegangen, ein Osterbrauch
mitten unter den Dorfbewohnern an der Straßenseite
stehen, die nur wenig Plazt bietet, und daß wir mit ihnen
gemeinsam hinaus zur Kirche schauen.
Zunächts ist von dort Gesang zu hören, ein Chor von
hundert Männern auf Pferden – Bauern und Traktoristen,
Brigadiere und Schlosser. Und der lange Zug der Reiter hat
Schwierigkeiten mit den Einsätzen des mehr als vierzig
Stropfen umfassenden Liedes, denn die Stimme des
Kantors entzündet ein Lauffeuer des Gesangs, und bevor es
das letzte der zwanzig, dreißig oder auch fünfzig Paare
erreicht hat, ist am Anfang des Zuges der vierzeilige Vers zu
Ende gesungen. Trotzdem haben diese feierlichen Töne aus
ungeübten Kehlen einen sonderbaren Reiz. Es scheint, als
wäre dieser Gesang ein Kanon, der in den Straßen des
Dorfes an diesem Sonntagnachmittag weithin zu hören ist.
Die Osterreiter tragen schwarze Röcke und Zylinder. Die
Pferde sind geschmückt, sie haben geflochtene Mähnen, in
denen Blumen stecken, haben buntbestickte Schleifen am
Schwanz und am Zaumzeug mit weißen Muscheln an den
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