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Jochen Ruppel liebte die Berge über alles. Um der
Berge willen konnte er alles übrige vergessen. Sein Vater
verlangte von ihm, daß er abends immer rechtzeitig nach
Hause komme. Dabei dachte er an den Sumpf und an
mancherlei andere Gefahren, auch an die Berge. Wer
nachts in den Bergen wanderte, mußte die Wege gut
kennen.
„Wenn es dunkel wird, muß der Junge zu Hause sein",
verlangte Vater Ruppel. Jochen hatte es sich in letzter Zeit
angewöhnt, spät nach Hause zu kommen. Auch heute fehlte
er wieder beim Abendessen. „Was ist mit dem Jungen? Er
ist wieder nicht da", sagte der Vater unzufrieden.
„Im Wald ist er wahrscheinlich, wie die anderen Jungen",
antwortete die Mutter.
„Jetzt noch im Walde? Wo es stockfinster ist? Was tut er
da?" fragte der Vater.
„Was alle Jungen im Walde tun: spielen. Das weißt du
doch selber", erwiderte die Frau. Sie schob ihm den Teller
zu. Dann sagte sie: „Er wird schon kommen."
In diesem Augenblick hörte man Schritte. Bald darauf
trat Jochen ins Zimmer. Sorglos setzte er sich auf seinen
Platz. Seine Wangen glühten, seine Augen glänzten. „Es hat
aufgehört zu schneien", sagte er.
Der Vater sagte böse: „Wo bist du eigentlich alle diese
Abende gewesen? Kannst du nicht früher nach Hause
kommen?" Jochen schwieg, er
wußte nicht, was er antworten
sollte.
„Daß du mir morgen abend
pünktlich zu Hause bist!" sagte
der Vater. Dann erhob er sich
vom Tisch und ging hinaus.
„Was tust du immer so
lange draußen? Kannst du nicht
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