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Mehrlinien- oder Funktionensystem


                              Bei diesem System werden die Zustandigkeiten nach Funktionen aufgeteilt
               und  fur  die  Abteilungen  mit  selbstandig  handelnden  Leitern  (Prokuristen,  -
               Bevollmachtigten) gebildet (Stellenbildung nach Verrichtungen). Die obere Leitung
               gibt  nur  allgemeine  Richtlinien  und  entscheidet  in  wichtigen  Fallen,  wahrend  die
               Routinearbeit  durch  die  Abteilungen  selbstandig  erledigt  wird.  Im  Gegensatz  zum
               Einliniensystem kann eine Abteilung in die andere „hineinregieren".
               Beispiel:  Der  Vertriebsleiter  gibt  unmittelbar  dem  Sachbearbeiter  in  der
               Personalverwaltung Anweisung, einen Lagerarbeiter einzustellen.
               Vorteil:  Die  obere  Leitung  wird  entlastet.  Die  Routinearbeit  wird  rasch  nach
               Daueranweisungen erledigt. Sonderfalle werden ausgegliedert und einer besonderen
               Arbeitskraft ubertragen. Die Abteilungsleiter und ihre Mitarbeiter entwickeln sich zu
               Spezialisten.

               Nachteile:  Die  Funktionstrager  (Abteilungsleiter)  mussen  zu  regelmassiger
               Berichterstattung  nach  oben  verpflichtet  werden.  Die  Anweisungsbefugnis  eines
               Funktionstragers  gegenuber  Untergebenen  anderer  Funktionstrager  muss  genau
               abgegrenzt werden, sonst entstehen bei den ausfuhrenden Arbeitskraften leicht;
               Unsicherheit  uber  die  Dringlichkeit  der  angewiesenen  Arbeiten  und  uber  die
               Reihenfolge ihrer Erledigung und damit Reibereien zwischen Funktionstragern.
               Aus diesen Grundformen der Instanzenbildung sind Mischformen entwickelt worden,
               die aber keine eigenstandigen Leitungssysteme sind, weil sie in Verbindung mit dem
               Ein- oder Mehrliniensystem auftreten konnen.

               Stab-Linien-System

               Dabei  umgibt  sich  die  Fuhrungsspitze  mit  einem  Stab  von  Spezialisten  (Finanz-
               fachmann,  Betriebswirt,  Jurist,  Organisator,  Revisor).  Sie  sind  Berater,  aber  keine
               Instanzen mit Anweisungsbefugnissen.
               Notwendige  Anweisungen  werden  durch  die  Fuhrungsspitze  erteilt.  Wenn  die
               Stabsmitglieder dennoch Anordnungen treffen, tun sie es ,,im Auftrag". Im ubrigen
               aber herrscht Liniensystem.


               Vorteile: Entlastung der obersten Leitung und straffe Disziplin.



               Nachteile: Langer Instanzenweg und schwerfallige Leitung.

                                               Fragen und Aufgabe:



                 1. Welcher Unterschied besteht zwischen a) einer Stelle und einer Instanz?
                 2. a) Welche organisatorischen Vor- und Nachteile sind beim Einliniensystem mit
                   der Anweisung „der Dienstweg ist einzuhalten" verbunden?
                  b)  Beurteilen  Sie  diese  Vorschrift  aus  der  Sicht  des  „Vorgesetzten"  und  des
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