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                       Hinzu  kommen  weitere  tertiäre  Bildungseinrichtungen  mit  zahlenmäßig
                  geringerer      Bedeutung        wie      Berufsakademien,         Dolmetscherschulen,
                  Verwaltungshochschulen          usw.     In    einigen     Bundesländern        gibt    es
                  Gesamthochschulen,         welche     die    Aufgaben       von     Universitäten     und
                  Fachhochschulen  zusammenfassen,  d.h.  Studienprogramme  aus  beiden
                  Aufgabenbereichen anbieten. Private Hochschulen spielen bisher im deutschen
                  Hochschulsystem eine vergleichsweise geringe Rolle
                       Der Schwerpunkt der traditionellen Bildungsaufgabe der Universitäten liegt
                  in  der  Ausbildung  von  Forschern  und  Führungskräften  für  Wirtschaft,
                  Wissenschaft und Verwaltung sowie von Lehrern für den höheren Schuldienst.
                  Auch  die  medizinische  und  juristische  Ausbildung  findet  vorwiegend  an
                  Universitäten  statt.  Eine  Besonderheit  sind  Technische  Hochschulen  im  Rang
                  von Universitäten (zu denen das  KIT  gehört), deren  Schwerpunkt  im  Bereich
                  von  Naturwissenschaft  und  Technik,  und  in  jüngerer  Zeit  auch  von
                  Wirtschaftswissenschaft und Informatik liegt.
                       Die Fachhochschulen haben sich als ein eigenständiger Hochschultyp aus
                  Schulen  für  verschiedene  Spezialgebiete  entwickelt:  Ingenieurschulen,
                  Landwirtschaftsschulen,  Handelshochschulen  usw.  Sie  bieten  eine  praxisnahe,
                  berufsorientierte Ausbildung auf wissenschaftlicher Grundlage.
                       Der übliche Zugang zu den Hochschulen führt über die Reifeprüfung (das
                  Abitur) als Abschluß einer zwölf- oder dreizehnjährigen Schulausbildung. Für
                  die  Aufnahme  des  Studiums  an  einer  Fachhochschule  genügt  im  allgemeinen
                  auch  die  Fachhochschulreife,  die  nur  zum  Studium  in  bestimmten  Fächern
                  berechtigt.  Eine  Besonderheit  des  deutschen  Bildungssystems  ist  eine  relativ
                  große Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Typen von Ausbildung. So
                  ist  es  nicht  ungewöhnlich,  daß  ein  Schüler  das  Gymnasium  oder  eine  andere
                  Schule  ohne  Abitur  abschließt,  um  eine  handwerkliche  oder  kaufmännische
                  Ausbildung  zu  absolvieren,  und  daß  er  später  das  Abitur  nachholt,  um  sich
                  durch  ein  Studium  an  einer  Hochschule  weiter  zu  qualifizieren.  Auch  ein
                  Wechsel  von  einer  Fachhochschule  zur  Universität  (oder  umgekehrt)  ist
                  möglich.
                       Je  nach  Fach  und  Studiengang  können  an  den  Hochschulen
                  unterschiedliche  akademische  Abschlüsse  (Abschlußgrade,  Hochschulgrade)
                  erworben  werden.  Sie  entsprechen  dem  englischen  diploma  bzw.  dem
                  französischen diplôme und sollten nicht mit den ECTS Graden (englisch grades,
                  französich  notes verwechselt werden, die  eine  Skala  für die  Qualität  der  vom
                  Studenten individuell erreichten Studien- bzw. Prüfungsleistungen darstellen.
                       Vor  dem  Umsetzungsprozess  der  Bologna-Beschlüsse  hieß  der
                  Abschlußgrad in den meisten  geisteswissenschaftliche Studiengängen magister
                  artium,  in  den  technischen,  naturwissenschaftlichen,  mathematischen  und
                  wirtschaftswissenschaftlichen  Studiengängen  Diplom,  wobei  immer  der  Name
                  des  Studiengangs  hinzugesetzt  wurde.  Der  Abschlußgrad  eines  Physikers  war
                  also Diplom-Physiker. Die nach den Studienplänen vorgesehene Studiendauer,
                  die  sogenannte  Regelstudienzeit,  betrug  an  den  Universitäten  für  Diplom-
                  Studiengänge zwischen 8  und 12 Semestern, entsprechend 240 bis 360 ECTS
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