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LEKTION 3.
Grundsätzliche Überlegungen zu möglichen Lösungsansätzen
Wie können nun Regelungsmechanismen eingeführt werden,
die das System in eine produktive Kommunikation mit der Natur?
Mit einem neuen Wertesystem, mit dirigistischen
Systemveränderungen oder gar einem ganz neuen System?
Die Lösung dieser Fragestellung allein reicht aber noch nicht.
Bereits zerstörte Natur muss zusätzlich regeneriert werden, es
genügt in der gegenwärtigen Situation nicht, nur mit der noch
erhaltenen Natur in Einklang zu kommen. Besonders in den
europäischen Industriestaaten lässt sich jedoch gar nicht mehr
sagen, wie ursprüngliche Natur aussieht. Der Wald als letztes
Naturüberbleibsel (den Rest der nicht verbauten Fläche kann man
wohl als Agrarsteppe bezeichnen) hat durch jahrhundertelange
Umwandlung, Ausbeutung und Bewirtschaftung sein
ursprüngliches Gesicht verloren. Gibt es aber überhaupt ein
ursprüngliches Gesicht des Waldes? Das heutige Deutschland z.B.
warum Christi Geburt zu 95 % mit reinen Buchenwäldern bedeckt
und nicht mit wilden Mischwäldern, die heutzutage immer für den
mitteleuropäischen Urwald gehalten werden. Mit der Parole
"Zurück zur Natur" kommt man nicht weit, da sich die Natur nicht
aus der Vergangenheit definieren lässt.
Andererseits hapert es mit einem echten Gefühl für Natur.
Nicht nur, dass wir sie nicht verstehen, wir empfinden auch nicht
tief genug für sie. Natürlich ist fast jeder von besonderen
Landschaften und Naturpanoramen beeindruckt, doch kaum
jemand sieht Bäume und Blumen als empfindliche und
empfindsame Lebewesen an. Sie sind einfach Kulisse, die immer
da ist und keine Ansprüche zu stellen scheint. Dieses Naturgefühl
lässt sich nicht erlernen, es ist etwas anderes als das Wissen, wie
Natur "funktioniert". Unser naturwissenschaftlich-technisches
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