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Im Herbst
Es war ein trüber dumpfiger Herbst geworden. Die Blätter
klatschten wie nasse Lappen auf das schmierige
Straßenpflaster. Sie waren zu schweren schmutzigen Ballen
zusammengekehrt und weggefahren. Schon im Oktober
setzen die Nebel ein – Nebel, wie es nirgends sonst gab,
schwer und dick und mit bitterem Gestank durchsetzt. Sie
decken diese Stadt wochenlang zu. Man tastet sich an
den Zäunen entlang, man sitzt einsam im trüben Zimmer
wie in einer Nebelkammer, und es ist schwer, sich von der
Trauer über alle versäumten Gelegenheiten des Lebens zu
befreien — über verlorene Liebe, unverstandenen Schmerz,
ungekannte Freude und eine nie gesehene Sonne über
fremdem Land. Draußen stockte der Verkehr. Selbst die
starken Scheinwerfer der Lastwagen, die mit ihren
Materialfrachten in den Werken am Stadtrand erwartet
wurden wie anderswo das Brot, drangen kaum in die rötlich-
weiße Nebelmauer ein.
Nach Ch. Wolf
23. Führen Sie Dialoge anhand des Textes „Im Herbst“. Gebrauchen
Sie dabei Wörter und Wendungen aus dem Dialog und aus dem
thematischen Worschatz.
Im Herbst
Ursel: Prima, wenn's in der Stube so schön warm ist, wo
so eine Hundekälte draußen einsetzt. Daß wir
dieser Husche entronnen sind!
Anni: Wie es nur so gerade herunterregnet! Um diese
Jahreszeit ist es kein gewöhnlicher Fall. Nun,
dann also, Sommer ade! Wieder graue Nebel,
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