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Arbeitsteilung zwischen einzelnen Berufen, z. B. im Handwerk, hat es wohl
               schon sehr frьhzeitig in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft gegeben. In

               den  letzten  drei  Jahrhunderten  ist  das  hinzugekommen,  was  als  technische
               Arbeitsteilung  (Arbeitszerlegung)  bezeichnet  wird:  die  Aufteilung  in  Spe-
               zialvorgдnge bei der Erzeugung einzelner Produkte.

                           Die bekannteste Schilderung der aufkommenden technischen Arbeitsteilung

               im  18.  Jahrhundert  hat  der  bekannte  englische  Nationalцkonom  Adam  Smith  am
               Beispiel der Stecknadelerzeugung gegeben. Mit groЯer Begeisterung beschrieb er die
               damals noch moderne Technik: „Die Herstellung von Stecknadeln ... zerfдllt in eine
               Reihe  getrennter  Arbeitsgдnge,  die  zumeist  zur  fachlichen  Spezialisierung  gefьhrt

               haben. Der eine Arbeiter zieht den Draht, der andere streckt ihn, ein dritter schneidet
               ihn,  ein  vierter  spitzt  ihn  zu,  ein  fьnfter  schleift  das  obere  Ende,  damit  der  Kopf
               aufgesetzt  werden  kann.  Auch  die  Herstellung  des  Kopfs  erfordert  zwei  oder  drei
               getrennte Arbeitsgдnge. Das Ansetzen des Kopfes ist eine eigene Tдtigkeit, ebenso
               das WeiЯglьhen der Nadel, ja selbst das Verpacken der Nadeln ist eine Arbeit fьr
               sich. Um eine Stecknadel anzufertigen, sind somit etwa l8 verschiedene Arbeitsgдngc

               notwendig. Smith errechnete zugleich die gewaltige Leistungssteigerung, die durch
               die  Arbeitsteilung  erzielt  werden  konnte.  Er  kam  zu  dem  Ergebnis:  Hдtten  alle
               Arbeiter einzeln und unabhдngig voneinander gearbeitet, „sie hдtten mit Sicherheit
               nicht den zweihundertvierzigsten, vielleicht nicht einmal den vierhundertachtzigsten

               Teil  von  dem  produziert,  was  sie  ...  infolge  einer  sinnvollen  Teilung  und
               Verknьpfung der einzelnen Arbeitsgдnge zu erzeugen imstande waren."

                           Im  20.  Jahrhundert  kam  als  weitere  Verbesserung  der  technischen
               Arbeitsteilung  die  flieЯende  Fertigung  hinzu.  Durch  die  Zerlegung  der  Arbeit  in

               kleinste  Elemente,  z.  B.  das  Montieren  des  linken  Vorderrades  an  einem  PKW,
               wurden Arbeitszeit und Arbeitsrhythmus fьr den Arbeiter am FlieЯband genau vorge-
               schrieben. Erst durch diese Technik wurde die moderne Massenproduktion mцglich.
               Und heute ьbernehmen in vielen Bereichen Roboter die Aufgaben des Arbeiters in

               der automatisierten Produktion. Es zeichnet sich eine „zweite technische Revolution"
               ab, durch welche die Steuerung und Kontrolle ganzer Fabrikationsprozesse mit Hilfe
               der Elektronik durch einige qualifizierte Fachleute erfolgt.


                     Folgen der Arbeitsteilung



                     Die fortschreitende Arbeitsteilung hat zu einer gewaltigen Steigerung der volks-
               wirtschaftlichen  Produktivitдt  gefьhrt  und  damit  zur  Hebung  des  allgemeinen
               Lebensstandards entscheidend beigetragen. Sie erhцhte die Leistungsfдhigkeit



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