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Text zum Lesen und Verstehen
Reich wie ein Fugger
Karl V. wurde 1519 unter anderen Gründen auch deshalb von den
Kurfürsten zum Kaiser gewählt, weil er einigen von ihnen große '
Geschenke ' gemacht hatte. Das Geld dafür hatte ihm der
Augsburger Handels— und Bankherr Jakob Fugger geliehen. Karl,
der durch Kriege mit Frankreich dauernd in Geldschwierigkeiten
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war, ließ sich mit der Rückzahlung Zeit
1530 kam der Kaiser aus Italien nach Deutschland und kehrte im
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Hause Jakob Fuggers ein . Beim Frühstück entschuldigte er sich,
daß er das Darlehen noch immer nicht zurückgezahlt habe. Rasch
ging er jedoch zu einem anderen Gesprächsstoff über. „Es ist kalt
in Deutschland, wenn man aus Italien kommt", meinte er fröstelnd.
Der Hausherr sorgte dafür, daß gleich ein Kaminfeuer angemacht
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wurde, holte selbst einige Bündel der aus den neuentdeckten
Ländern stammenden, wohlriechenden Zimtrinde herbei, zog des
Kaisers Schuldverschreibung aus der Tasche und zündete mit ihr
die kostbaren Zimtrollen an. Dabei sagte er: „Weil Eure Majestät
mir die Ehre antun, mein Gast zu sein, sind alle Ihre Schulden
bezahlt."
Die Nachricht von dem Reichtum und der Großzügigkeit des
Fuggers verbreitete sich in ganz Europa. Damals kam in Spanien
das Sprichwort auf: Er ist reich wie ein Fugger.
Vorlage ; Texte und Dokumente zur deutschen Geschichte, Goethe
Institut, Paris
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