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Viele andere Staaten stellten Antrage auf Mitgliedschaft oder Assoziierung.
Es handelte sich dabei nicht nur um europaische Staaten, denn auch nichteuropaische
Staaten stellten solche Antrage, wenn sie aus ehemals kolonialen Bindungen an
Vollmitglieder nicht auf gewohnte wirtschaftliche Vergьnstigungen verzichten
wollten.
Wirtschaftspolitisches Hauptziel der EWG war die Schaffung eines gemein-
samen Marktes, d. h. einer Zollunion, in der die Binnenzцlle abgebaut sind und nur
noch gemeinsame Aussenzцlle gegenьber Drittlдndern bestehen.
Dieser gemeinsame Markt wurde bereits 1968 Wirklichkeit. Allerdings war
damals ein anderes Ziel, nдmlich alle europaischen Staaten zum Beitritt zu bewegen,
noch nicht gelungen, man bezeichnete daher die EWG oft als „Gemeinschaft der
Sechs".
Aber am 22. Januar 1972 unterschrieben bereits die Regierungen der ьbrigen
beitrittswilligen Staaten, die Vollmitglieder werden wollten, nдmlich GroЯbritannien,
Irland, Dдnemark und Norwegen, die Beitrittserklдrungen.
Das norwegische Volk stimmte anlдЯlich einer Volksabstimmung jedoch
nicht zu, so daЯ der EWG seit dem l. Januar 1973 neun Vollmitglieder angehцrten
Griechenland ist als zehntes Land seit 1981 Vollmitglied, Spanien und Portugal
gehoren ihr seit dem l. Januar 1986 an.
Die EWG wird seit 1973 — da ja wirtschaftliche Ziele nicht mehr allein im
Vordergrund stehen — EG genannt, d. h. Europдische Gemeinschaft, und ist eine
Sammelbezeichnung fьr die Europaische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die
Europaische Atomgemeinschaft (EURATOM) und die Europaische Gemeinschaft fьr
Kohle und Stahl (EGKS).
Zukunftsziele dieser EG sind:
— Annдherung der Wirtschaftspolitik im EG-Bereich
— Harmonische Entwicklung des Wirtschaftslebens aller (auch der
schwacheren) Staaten innerhalb der EG
— Bestandiges und gleichmдЯiges Wirtschaftswachstum
— Stabilitдt des Geldwerts
— Beschleunigte Hebung des Lebensstandards
— Forderung engerer Beziehungen zwischen den Mitgliedern
— Wдhrung und Festigung von Frieden und Freiheit
Will man bereits heute ьber die EG urteilen, so muЯ man zunдchst feststellen,
daЯ der wirtschaftliche Nutzen umstritten ist. Zwar wurde das Angebot an Waren auf
dem groЯeren europaischen Markt reichhaltiger, als dies auf den kleineren nationalen
Markten mцglich war. Auch druckt die hдrtere Konkurrenz des Gesamtmarktes auf
die Preise; aber noch mьssen zu viele Teilmдrkte durch Subventionen geschьtzt
werden. Manchmal werden z. B. sogar noch teilweise Waren vernichtet (z. B. Obst in
Sьdtirol), um bestimmte Preise zu halten.
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