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                  Festspiele.  Es  gibt  auch  eine  unübersehbare  Anzahl  freier  Gruppen  und
                  Laientheater.
                       Zwei  Faktoren  prägen  das  Erscheinungsbild  des  deutschen  Theaters:
                  Mehrspartentheater  und  Repertoirebetrieb.  Das  Mehrspartentheater  bietet  ein
                  breites künstlerisches Angebot von Schauspiel und Musiktheater. Diese Häuser
                  spielen im Repertoirebetrieb 20 bis 30 Werke in einer Spielzeit.
                       Hinzu kommen noch das Puppen- sowie das Kinder- und Jugendtheater.

                       3. Architektur

                       Deutschland hat eine reiche und vielfältige Architekturgeschichte, die eng
                  verwoben mit der abendländischen Architekturgeschichte der Nachbarländer ist.
                  Grundlage  war  vor  allem  die  Architektur  der  römischen  Antike,  aus  der
                  zahlreiche Bauwerke erhalten sind, wie beispielsweise die Porta Nigra in Trier
                  und  das  erst  vor  einigen  Jahren  freigelegte  Römische  Theater  Mainz.  Einige
                  vorromanische Bauten wie zum Beispiel die Torhalle Lorsch zeigen heute noch
                  die  Entwicklung  zur  Romanik,  die  im  Heiligen  Römischen  Reich  etwa  1030
                  einsetzt.  Die  Gotik  begann  in  Frankreich,  die  ersten  gotischen  Bauwerke  im
                  Heiligen  Römischen  Reich  wurden  ab  etwa  1230  errichtet,  zum  Beispiel  die
                  Liebfrauenkirche in Trier.
                       Um etwa 1520 kam die Renaissance aus dem Gebiet des heutigen Italien in
                  das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, als herausragendes Beispiel gilt
                  das Augsburger Rathaus. Auch der Barock setzte hier erst verzögert (ab 1650)
                  ein. Einige Beispiele sind die Werke von Balthasar Neumann, die Wieskirche
                  und  das  Residenzschloss  Ludwigsburg.  Etwa  1770  setzt  die  Stilepoche  des
                  Klassizismus ein. Prominente Bauwerke sind das Alte Museum  in  Berlin, das
                  Schloss  Charlottenhof  und  das  Brandenburger  Tor.  Einige  der  bekanntesten
                  Bauwerke Deutschlands wurden in der Stilepoche des Historismus (1840–1900)
                  gebaut;  Beispiele  hierfür  sind  das  Schloss  Neuschwanstein  und  der  Berliner
                  Dom.
                       Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren deutsche Architekten Vorreiter der
                  Klassischen  Moderne.  Walter  Gropius,  Ludwig  Mies  van  der  Rohe  und  das
                  Bauhaus  setzten  Impulse,  die  die  Architektur  bis  heute  weltweit  prägen.  Die
                  monumentale  Architektur  im  Nationalsozialismus  stellte  einen  markanten
                  Einschnitt  in  der  deutschen  Architekturgeschichte  dar.  In  der  Zeit  des
                  Wiederaufbaus  herrschte  Pragmatismus  vor;  erst  allmählich  fand  die
                  Architekturszene  zu  neuen  Ausdrucksformen.  In  der  Bundesrepublik  war  das
                  1972 fertiggestellte Olympiastadion in München ein wichtiges Projekt, das das
                  neue Selbstverständnis deutscher Architektur in die Welt trug.
                       In  den  letzten  Jahrzehnten  hat  sich  die  Entwicklung  der  Architektur
                  globalisiert.  Deutsche  Architekten  sind  weltweit  aktiv,  sind  jedoch  auf  dem
                  internationalen Architekturmarkt eher unauffällig und konnten nicht wieder an
                  die  frühere  Bedeutung  anknüpfen.  Dennoch  arbeitet  die  deutsche  Baubranche
                  heute  insgesamt  auf  höchstem  internationalem  Niveau  in  Hinsicht  auf
                  Gestaltung und Baukonstruktion. Um die Wahrnehmung der Architektur im In-
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